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Larry Ellison: Oracle braucht Peoplesoft um zu überleben

01.07.2004

"Oracle will Peoplesoft übernehmen, um den zunehmend härteren Wettbewerb im Markt für Business-Applikationen bestehen zu können." Mit dieser Aussage rechtfertigte Oracle-Chef Lawrence Ellison die angestrebte feindliche Übernahme des Konkurrenten vor einem Bezirksgericht in San Francisco. Dort versuchen derzeit die Anwälte des US-amerikanischen Justizministeriums und verschiedener Bundesstaaten, die Akquisition per Gerichtsbeschluss zu verhindern. Sie gehen davon aus, dass eine Übernahme den Wettbewerb im Markt für konzernweite Geschäftsanwendungen schmälert und damit in der Folge zu höheren Preisen für die Kunden führt.

Ellison widersprach dieser Argumentation. Oracle müsse sich wachsender Konkurrenz von Seiten SAPs und Microsofts erwehren. Um den Wettbewerb erfolgreich zu meistern, sei der Datenbankspezialist gezwungen, seine Produkte laufend zu verbessern und zu günstigeren Konditionen anzubieten. Dies funktioniere jedoch nur, wenn es gelinge, die Kundenbasis zu verbreitern. "Wenn wir wachsen und im Wettbewerb bestehen wollen, müssen wir zukaufen", lautet Ellisons Fazit. So hatte das Oracle-Management vor kurzem bekannt gegeben, bereits seit Jahren eine aggressivere Akquisitionspolitik betreiben zu wollen. Zu den Übernahmekandidaten zählten demnach neben Peoplesoft auf Firmen wie Siebel Systems und Bea.

Die ursprüngliche Idee, das Applikationsgeschäft von Oracle und Peoplesoft zusammenzulegen, stamme jedoch von Peoplesoft-CEO Craig Conway, berichtet Ellison. Er habe ihn im Juni 2002 angerufen und das Geschäft vorgeschlagen. Allerdings hätten sich beide Seiten nicht über die Modalitäten des Deals einigen können. Oracle habe den Anspruch erhoben, die treibende Kraft zu sein. Auf der anderen Seite wollte Conway unbedingt das neue Geschäft leiten. Ein Peoplesoft-Sprecher wies diese Darstellung jedoch zurück. Sein Unternehmen habe vor zwei Jahren darauf gedrängt, das zusammengelegte Applikationsgeschäft müsse auf einer unabhängigen Datenbankbasis aufbauen. Dagegen habe Oracle gefordert, die Software speziell auf Oracle-Datenbanken auszurichten. Daran sei der Deal letztendlich gescheitert.

Experten gehen davon aus, dass die Zeugenvernehmungen noch bis zum 20. Juli dieses Jahres dauern werden. Der Prozess begann am 7. Juni 2004. Mit einem Urteil von Richter Vaughn Walker wird im August oder September gerechnet. (ba)