Land Baden-Wuerttemberg und Unternehmer gruenden Supercomputer-GmbH Mit Gemeinschaftsprojekt zapft Privatwirtschaft den Fiskus an

06.01.1995

MUENCHEN (CW) - Ihre Supercomputer-Ressourcen zusammenwerfen wollen das Land Baden-Wuerttemberg und die Debis Systemhaus GmbH: Zu diesem Behufe planen beide, mit der Universitaet Stuttgart und der Porsche AG ein gemeinsames Rechenzentrum in der Form einer GmbH zu gruenden. Das Bundesrechenzentrum an der Universitaet Stuttgart soll mit dieser Firma verknuepft werden. Auch die Karlsruher Hochschule, so die weitergehende Planung, werde spaeter mit ihrem Supercomputer in das Unternehmen einbezogen.

Das Zusammenwirken von Wirtschaft und universitaerer Forschung wird durch erhebliche Zuwendungen des Bundes gefoerdert. Baden- Wuerttembergs Ministerpraesident Erwin Teufel betonte, um in Zukunft teure Hoechstleistungsrechner gut auszulasten, sei es notwendig, sich auf wenige Standorte zu konzentrieren. Der Bund gebe fuer solche Bundesrechenzentren einen Zuschuss in Hoehe von 50 Prozent. Voraussetzung: Hochschulen aus der Bundesrepublik muessten deren Rechner kostenlos nutzen koennen.

Im Klartext heisst das aber auch: Die Privatwirtschaft geraet in Stuttgart zum Nutzniesser oeffentlicher Mittel beziehungsweise von Steuergeldern.

Fuer das geplante Supercomputerzentrum in Stuttgart bedeutet dies ferner: Das Land Baden-Wuerttemberg hat Finanzierungszusagen in Hoehe von zunaechst 15 Millionen und fuer eine zweite Tranche in Hoehe von 20 Millionen Mark gemacht. Dies wiederum hat den Bund bewegt, Komplementaermittel ueber 15 Millionen Mark zu bewilligen. Darueber hinaus befuerwortete der Wissenschaftsrat weitere Mittel in Hoehe von 20 Millionen Mark fuer die zweite Ausbaustufe des Rechenzentrums.

An der zu gruendenden GmbH beteiligt sich das Land Baden- Wuerttemberg mit 50 Prozent. Die Daimler-Tochter Debis Systemhaus GmbH wird einen Anteil von 40 Prozent halten, die Porsche AG schliesst sich mit zehn Prozent an. Debis bringt unter anderem seine zwei Superrechner "C 94" und "M 92" von Cray Research in die Kooperation ein.

Ferner ist geplant, unter Beteiligung der Universitaeten des Landes ein "Kompetenzzentrum Hoechstleistungsrechnen" einzurichten. Dieses soll allen deutschen Universitaeten, aber auch der Wirtschaft als Beratungseinrichtung in Fragen komplexer Computerprobleme zur Verfuegung stehen.

Bund hat 35 Millionen Mark zugesagt

Zu den Aufgaben der Supercomputer-GmbH gehoert auch die Beschaffung neuer Rechner. Die "Cray 2" der Uni Stuttgart sei - so Baden- Wuerttembergs Wissenschaftsminister Klaus von Trotha - veraltet. Hier bestehe dringend Bedarf fuer einen neuen Superrechner. Anders in Karlsruhe: Der an der badischen Uni installierte Fujitsu- Vektorrechner "S600/20", den SNI vertreibt, ist nach Trothas Worten noch "auf der Hoehe der Zeit". Es ist vorgesehen, die Karlsruher Hochschule von Beginn an in den Aufsichtsrat der GmbH und den Lenkungsausschuss des Bundesrechenzentrums aufzunehmen. Voraussichtlich werde Karlsruhe ein Viertel der in der zweiten Tranche fliessenden oeffentlichen Mittel fuer eine Rechnerersatzbeschaffung erhalten und darueber hinaus baldmoeglichst Vollgesellschafter werden.