"Läuft nicht!" - Altes Leiden mit neuer Software

02.11.2006
In einem Viertel der Fälle scheitern neue Anwendungen bei der Einführung - von ihrer Performance ganz zu schweigen.
Als hätten sich Methoden und Tools in einem Vierteljahrhundert nicht verbessert: Die Probleme sind altbekannt.
Als hätten sich Methoden und Tools in einem Vierteljahrhundert nicht verbessert: Die Probleme sind altbekannt.

Ziemlich ernüchternd fallen die Erfahrungen bei der Einführung neuer Applikationen aus: 52 Prozent der IT-Verantwortlichen berichten, dass mehr als die Hälfte aller IT-Anwendungen bei der Live-Schaltung versagen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Compuware (http://www.compuware.de/) unter 150 europäischen IT-Verantwortlichen. In mehr als jedem zehnten Fall hatte die Freigabe von Applikationen zu unerwarteten Problemen geführt. Dabei hatte es schon vorher Schwierigkeiten gegeben: Zwei Drittel aller Befragten erklärten, Anwendungen verspätet eingesetzt zu haben.

Bis es dann so weit war, hatte fast die Hälfte der Anwendungen ihr Entwicklungsbudget überschritten. Die Service-Level-Agreements wurden in 60 Prozent der Fälle nicht erreicht, den Erwartungen der Anwender entsprachen 39 Prozent der Neuapplikationen nicht, und bei 29 Prozent der Softwareeinführungen kam es zu negativen Auswirkungen auf existierende Systeme und Services. Mehr als die Hälfte der IT-Verantwortlichen berichten von negativen Auswirkungen auf die Service-Levels bestehender Anwendungen und dadurch von einer Beeinträchtigung der Geschäftsprozesse. Der Ausweg: 47 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass durch unvorhergesehene Hardware-Upgrades zusätzliche Kosten entstanden.

Bananensoftware wie eh und je

Die Einführung unreifer Software wirkt sich nach Meinung von 60 Prozent der IT-Verantwortlichen negativ auf die Produktivität der Mitarbeiter aus. Noch schlimmer wird es, wenn es sich um Auftragsentwicklungen handelt: Die Kundenzufriedenheit sinkt nach Angabe von 78 Prozent, und 22 Prozent glauben, dass es zu Umsatzeinbußen kommen kann.

Compuware sieht die Ursachen in schlechtem Performance-Management. So hat jeder dritte Befragte erklärt, Leistungsschwächen von Software nicht effektiv zu beheben. 56 Prozent der Unternehmen gaben an, während der Entwicklung keine formalen Methoden zum Performance-Management einzusetzen. Die Performance-Optimierung ist bisher nur in 29 Prozent der Unternehmen ein Thema für die gesamte IT-Abteilung.

In allen anderen Fällen müssen spezielle Teams ran, um die gröbsten Schnitzer auszubügeln. Und in den meisten Fällen ahnen die Entwickler nicht einmal, was sie anrichten: In 71 Prozent der Fälle wurden Defizite erst bemerkt, als Endanwender durch Anrufe beim Service-Desk auf Fehler oder inakzeptable Anwortzeiten aufmerksam machten.

Blindflug in die Zukunft

"Die Folgen, die von den Befragten beschrieben werden, sind nicht überraschend, wenn man sich den momentanen Performance-Management-Ansatz vor Augen hält", kommentiert Michael Allen, Global Director of Performance Solutions bei Compuware. "Nicht nur, dass die Unternehmen nicht die adäquaten Prozesse einsetzen, 44 Prozent der Befragten erkennen den kritischen Einfluss von Performance-Profiling im Anwendungslebenszyklus nicht einmal." Das sei erstaunlich, zumal das Thema schlecht arbeitender neuer Anwendungen altbekannt ist und die Verantwortlichen wissen, was die Folgen sind. (ls)