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L&H verklagt vier koreanische Banken

26.04.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der vor dem Konkurs stehende belgische Spracherkennungsspezialist Lernout & Hauspie (L&H) hat in Seoul gegen ehemalige Führungskräfte seiner Korea-Niederlassung und vier koreanische Banken Klage wegen Betrug eingereicht. Diesen Schritt hatte das in Ieper ansässige Softwareunternehmen bereits Anfang April angekündigt, nachdem PricewaterhouseCoopers, die neuen Wirtschaftsprüfer bei L&H, Unregelmäßigkeiten in der koreanischen Einheit aufdeckten (Computerwoche online berichtete). Die Untersuchung förderte zutage, dass rund 70 Prozent der in Korea zwischen September 1999 und Juni 2000 erwirtschafteten Einnahmen von 160 Millionen Dollar fingiert waren. In den raffiniert eingefädelten Betrug verstrickt, der die alten L&H-Wirtschaftsprüfer KPMG an der Nase

täuschte, waren die Banken ChoHung, Hana, Hanvit und Shinhan sowie vor allem Ju Chul Seo, der damalige Chef der L&H-Einheit in Korea. Der Softwarekonzern hat in Seoul am vergangenen Dienstag zudem Gläubigerschutz beantragt. Auch in den USA und Belgien hat L&H Konkurs angemeldet.

Das auf Spracherkennung und -Synthese spezialisierte Unternehmen war nicht nur wegen der Machenschaften in Korea, sondern auch wegen gefälschter Bilanzen in die Schlagzeilen geraten. Die Firmengründer Jo Lernout und Pol Hauspie mussten aufgrund des Skandals ihren Hut nehmen. Seit Januar 2001 führt der belgische Manager Philippe Bodson den angeschlagenen Konzern.

Am morgigen Freitag hält L&H in Ieper eine außerplanmäßige Aktionärsversammlung ab, bei der sich das Unternehmen rund 5000 Anlegern stellen muss.