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L&H feuert Firmenchef Duerden

17.01.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Überraschend hat der finanziell angeschlagene Softwarekonzern Lernout & Hauspie (L&H) am gestrigen Dienstagabend seinem Chief Executive Officer (CEO) John Duerden den Laufpass gegeben. Der Verwaltungsrat unternahm diesen Schritt aus zweierlei Gründen, wie das "Wall Street Journal" berichtet.

Zum einen soll der Top-Manager einige Mitglieder des Gremiums durch die Veröffentlichung eines Bilanzreports verärgert haben. Darin waren unter anderem umstrittene Handlungen einiger hoher Führungskräfte aufgelistet, die letztendlich zu der falschen Bilanzierung von 277 Millionen Dollar in den vergangenen zweieinhalb Jahren geführt hatten. Duerden verteidigte seinen Schritt damals damit, dass "der einzige Weg zur Rettung und zum Wiederaufbau von L&H in der kompletten Offenlegung" der Situation liege. Ferner wurde Duerden vorgeworfen, den geheimen Sourcecode für die Spracherkennungs- und -synthese-Software des belgischen Konzerns in die US-Niederlassung transferiert zu haben. Duerden, ehemals CEO des von L&H erworbenen Unternehmens Dictaphone, hat bislang keine Stellung bezogen. Er wird dem Unternehmen als einer von mehreren Directors erhalten bleiben.

Der Verwaltungsrat bestimmte Philippe Bodson zum neuen Unternehmenschef. Der Manager machte sich als CEO des größten belgischen Versorgungskonzerns Tractebel einen Namen. Diesen Posten verlor er allerdings 1999 nach Uneinigkeiten mit dem französischen Mutterkonzern Suez Lyonnaise. In seiner Antrittserklärung sagte Bodson: "Ich bin bekannt für meinen Unabhängigkeitssinn und stehe in keinerlei Verbindung mit L&H und seinem Management. Das gibt mir die notwendige Glaubwürdigkeit, die Vergangenheit der Firma korrekt zu bewerten und ihre Zukunft zu definieren."