Kunde erstreitet Schadenersatz von Acer wegen unerwünschtem Windows XP auf Notebook

27.09.2007
Der Franzose Antoine Gutzwiller wollte bei Acer einen Notebook ohne vorinstallierte Software und ohne Betriebssystem erstehen. Weil dies nicht gelang, erstritt er sich nun vor einem Gericht die Rückerstattung der zusätzlichen Kosten.

Ein Urteil, dessen Folgen für den PC-Handel in der Europäischen Union noch nicht abzusehen ist, sprach eine Juridiction de Proximité (niedriges französisches Gericht) in Puteaux, unweit von Paris. Danach muss Acer einem Kunden 311,85 Euro für nicht genutzte Software und deren Deinstallation zurückerstatten. Hinzu kommen 500 Euro Schadenersatz und noch einmal 150 Euro für einmalige Kosten, die dem Kläger entstanden sind. Auch die Gerichtskosten zahlt der taiwanische Computerhersteller.

Gutzwiller hatte sich im Sommer letzten Jahres bei Acer um ein Notebook ohne jegliche vorinstallierte Software bemüht. Als dies nicht gelang, bestellte er bei einem Versandhändler das gewünschte Modell und wandte sich an Acer, um die Kosten für die von ihm weder bestellte noch genutzte Software zurückerstattet zu bekommen. Auf dem 599 Euro teuren Gerät fanden sich neben Windows XP auch die Programme Microsoft Works, Power DVD und Norton AV.

Acer erklärte sich lediglich bereit, einen Betrag von 30 Euro zu zahlen – für den Franzosen inakzeptabel, er zog vor Gericht. Der Prozess wirft, wie schon einige Fälle zuvor, die Frage auf, ob und wie eng Hardware und Software im Bündel verkauft werden dürfen. Die unerwünschte Software beansprucht Speicherplatz, ihre Deinstallation erfordert Zeit und ein Mindestmaß an Know-how. Ein besonderes Ärgernis sind für viele Kunden die Testversionen bestimmter Programme, vor allem im Bereich Security: Nach wenigen Wochen läuft die Lizenz ab und die Kunden werden aufgefordert, einen längerfristigen Lizenzvertrag zu unterzeichnen.

Zwar gibt es erste Hersteller, allen voran Dell, die auf Wunsch ihrer Kunden auch Rechner mit vorinstalliertem Linux ausliefern (Siehe: Dell liefert PCs mit Ubuntu-Linux), doch hier sorgen die Preise für Ärger. Wie die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, wird ein Einsteiger-Notebook mit Linux bei Dell nur um 13,85 Euro billiger angeboten als ein Windows-Modell. Die Vista-Lizenz kostet im Laden aber 79 Euro. Es scheint also so, dass die Hardwareanbieter ihre Rechner lieber mit Microsoft-Produkten ausliefern – weil sie offenbar mehr daran verdienen und ihre Produktionsprozesse entsprechend ausgelegt sind. (hv)