Apple iPhone

Kultobjekt mit schwachen Geschäftsfunktionen

17.11.2008
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Weg des geringsten Widerstandes

Der iPhone-Plattform hat vor allem in punkto Vielfalt, Offenheit der Plattform und generell Business-Tauglichkeit Nachholbedarf.
Der iPhone-Plattform hat vor allem in punkto Vielfalt, Offenheit der Plattform und generell Business-Tauglichkeit Nachholbedarf.

Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass der Mac-Hersteller mit seinen Zugeständnissen an die Business-Anforderungen den Weg des geringsten Widerstandes gegangen ist. So wurden via ActiveSync zwar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen; Firmen, die anstelle von Exchange aber Lotus Notes oder eine andere Groupware einsetzen, bleiben außen vor. Wie der Mobility-Experte Ryan Faas für die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" zudem herausfand, sind der ActiveSync-Implementierung beim iPhone Grenzen gesetzt. Unter anderem werden nicht alle Exchange-Funktionen unterstützt, die Windows-Mobile-Geräte oder Outlook bieten. Beispielsweise werden in Outlook erstellte Aufgaben nicht synchronisiert. E-Mails, die das Programm gemäß festgelegten Regeln in Ordner vorsortiert, werden nicht aufs iPhone weitergeleitet. Außerdem kann sich die Exchange-Anbindung mitunter schwierig gestalten, da sich Apple ziemlich strikt an Microsofts Richtlinien für den Mobile-Device-Support in Exchange gehalten hat. Neben bestimmten Anforderungen an Zertifikate, interne und externe Domain-Name-Systemes (DNS) sowie Ports und Front- respektive Backend-Server entdeckte Faas als spezielles Problem bei der Konfiguration des Exchange-Accounts auf dem iPhone, dass E-Mail-Adressen entgegen der gängigen Praxis case-sensitiv sind. Die Schreibweise muss also exakt mit der in der Exchange Global Adress List (GAL) übereinstimmen.

Das letzte Wort hat der Nutzer

Das iPhone-Deployment: Einen Idealweg gibt es nicht.
Das iPhone-Deployment: Einen Idealweg gibt es nicht.

Der Nutzen von Apples Software zur Gerätekonfiguration wird durch zwei Schwachpunkte gemindert: Erstens lassen sich die im iPhone-Konfigurationsprogramm erstellten Profile nicht über die Luftschnittstelle und schon gar nicht automatisch an die iPhone-Clients verteilen, sondern müssen via E-Mail versendet oder auf einen Web-Server zum Download abgelegt werden. Zweitens können die bereitgestellten Installationen oder Updates davon (zumindest technisch) nicht erzwungen werden - der Anwender muss sie aktiv ausführen. Geradezu fatal ist in diesem Zusammenhang der Umstand, dass der Nutzer sogar in der Lage ist, bestehende Profile in den Einstellungen zu löschen. Es gibt also keinerlei Garantie, dass verwendeten Profile aktuell sind oder überhaupt genutzt werden.

Auch sonst konnte oder wollte der Mac-Hersteller dem iPhone nicht alle Consumer-Wurzeln ziehen. Die Probleme beginnen mit der starken Bindung an iTunes - für die Aktivierung des Geräts wird sogar ein iTunes-Account benötigt. Stark vermisst wird außerdem die Möglichkeit, die im iPhone gespeicherten Daten nativ zu verschlüsseln - zumal das Gerät, wie der IT-Forensiker und iPhone-Hacker Jonathan Zdziarski behauptet, ungewöhnlich viele und zum Teil sensible Informationen im Zwischenspeicher ablegt, die später nur selten überschrieben werden. Ein weiteres Problem ist Apples Walled-Garden-Approach, was zusätzliche Anwendungen betrifft. Hier heißt es insbesondere abzuwarten, ob der Hersteller weiterhin den Nutzen von Drittapplikationen stark einschränkt, indem sie nicht im Hintergrund weiterlaufen dürfen - bei einer Lockerung des Verbots stünden die Anbieter von Security- und Device-Management-Software sowie Groupware sicher Schlange. Dem größten Manko des Konzepts, nämlich dass dem Nutzer hundertprozentig vertraut wird und er uneingeschränkte Admin-Rechte hat, muss Apple letztendlich aber selbst beikommen.