Integration medizinischer Fachbereiche in DV-Konzeption:

Kulmbacher Krankenhaus führte "Klassik" ein

29.03.1985

KULMBACH (sch) - Ein kosten- und leistungsorientiertes Informations- und Steuerungssystem für Kliniken mit der Bezeichnung "Klassik" haben jetzt das Stadt- und Kreiskrankenhaus Kulmbach und die IBM Deutschland der Öffentlichkeit vorgestellt.

"Wir strebten nicht nur eine rein administrative Lösung an, sondern wollten den Gesamtkomplex Medizin mitabdecken", meint der Geschäftsleiter des Stadt- und Kreiskrankenhauses Kulmbach, Herbert Schmidt, hinsichtlich der Implementierung von "Klassik". So würden heute beispielsweise die für verschiedene Pachbereiche gleichermaßen wichtigen Daten nicht mehr doppelt erfaßt. Nicht zuletzt dadurch könne das Krankenhaus im Verwaltungsbereich erhebliche Personaleinsparungen verzeichnen.

Dazu merkt Schmidt an: "Wir kommen hier mit 12 Leuten aus, andere Krankenhäuser in einer vergleichbaren Größenordnung beschäftigen in der Verwaltung bis zu 19 Leuten." Noch signifikanter wird der Rationalisierungseffekt in dem 420-Betten-Krankenhaus jedoch in Anbetracht des Pflegesatzes von 188 Mark, "mit dem wir ziemlich kostendeckend arbeiten." In anderen Kliniken würden Sätze bis zu 430 Mark veranschlagt.

"Klassik", das auf dem IBM Patient Care System basiert, wurde von dem oberfränkischen Krankenhaus in Zusammenarbeit mit Universitätsinstituten, dem Softwarehaus Update und der IBM entwickelt. Zu den heutigen Einsatzbereichen gehören beispielsweise die Aufnahme der Anamnese, die Leistungsabrechnung, die Anästhesie- und Operationsdatenerfassung sowie das Apotheken- und Laborwesen .

Den Kern des Projektes bildet ein entscheidungsorientiertes DV-Rechnungswesen, das die Kosten pro Fall und Diagnose in ein angemessenes Verhältnis zu den medizinisch-pflegerischen Leistungen und Behandlungserfolgen stellt.

Vor der Implementierung der Klassik-Software, deren Entwicklung dem Kulmbacher Krankenhaus 1972 im Rahmen eines Bundesprojektes aufgetragen wurde, erfolgte hier ein Wechsel von Siemens-Großrechnern auf IBM-Mainframe. Bei der jetzt installierten Hardware handelt es sich um ein IBM-System 4361/5. Ausschlaggebend für diese Umstellung war laut Schmidt einmal die Tatsache, daß sich das zunächst an dem Klassik-Projekt beteiligte Unternehmen Siemens im Laufe der Jahre "aus dem medizinischen Bereich zum Teil zurückgezogen hat". Außerdem habe man Batch-Verarbeitungen früher nur nachts laufen lassen können.