Kuenftig kommt alle 18 Monate ein Netware-Update Novells Entwicklungsreise fuehrt im 64-Bit-Schritt nach Park City CW-Bericht, Juergen Hill

06.10.1995

ATLANTA - Konsequent verfolgt Novell seinen Kurs: "Back to the roots." Nachdem die Networking-Company bereits im vergangenen Jahr ihr Engagement in Sachen Desktop-Betriebssystem eingestellt hat, kam in diesem Jahr unter dem Stichwort "Smart Global Network" das Aus fuer die Unix-basierten Applikations-Server.

Mit der Abgabe von Unix an SCO hat die Networking-Company erneut gegenueber Mitbewerber Microsoft die weisse Flagge gehisst. Nach der Aufgabe von DOS 7 kommt nun das Ende von Unixware. Boese Zungen spekulieren bereits, ob Novell im Zuge seiner Rueckbesinnung auf traditionelle Staerken im naechsten Jahr Perfect Office ausmustert.

Damit hat Novell fast alle Aktivitaeten aufgegeben, mit denen der ehemalige Firmenchef Ray Noorda seinem Erzkonkurrenten Bill Gates Paroli bieten wollte. Nun will Nachfolger Bob Frankenberg sogar die Netware Directory Services (NDS) auch an Microsoft lizenzieren.

Novell bezeichnet seine bislang jaehrlich ueberarbeiteten Plaene als "Roadmap". Eine Zukunft scheinen zum derzeitigen Zeitpunkt laut Unternehmensangaben zumindest Nest, Perfect Office, Groupwise sowie die Netware Connect Services zu haben.

Die Plaene fuer Perfect Office sehen vor, dass die Suite insbesondere in der Fassung fuer Windows 95 reichhaltig mit Netz-Features ausgestattet werden soll. Dazu zaehlen NDS, Funktionen fuer das Anwendungs-Management, die Optimierung der Netzleistung und Softwareverteilung. Am konkretesten wird die Vision vom Smart Global Network in bezug auf die AT&T Netware Connect Services (ANCS). Hier sollen oeffentliche Netzservices auf der Basis von Netware angeboten werden.

Visionen und konkrete Plaene

Auf diese Weise lassen sich Organisationen einfacher als bisher miteinander verbinden. Wie es in Atlanta hiess, wird Partner AT&T bereits im Dezember entsprechende Dienste anbieten. Dafuer hat Novell eigenen Angaben zufolge bereits vier internationale Carrier gefunden, deren Namen jedoch erst auf der Telecom in Genf bekanntgegeben werden sollen.

Zukunftsmusik laesst das Unternehmen unter dem Stichwort Netware Embedded System Technology (Nest) erklingen. Nach Novells Vorstellungen sollen Netze kuenftig nicht nur Mitarbeiter und Anwendungen im Buero verbinden. Nest soll darueber hinaus ueber Radiowellen, Telefonkabel oder Stromleitungen auch Haushaltsgeraete oder Autos steuern koennen.

Zudem soll unter dem Stichwort "Net 2000" eine Reihe offener APIs veroeffentlicht werden, die Software-Entwicklern unabhaengig von der Programmiersprache oder Systemplattform eine einfache Integration von Netware-Diensten in ihre Applikationen erlaubt. Gesprochen wurde ueber den Support von Corba und die Unterstuetzung von OLE/COM, Win 32 sowie weiteren Desktop-Schnittstellen fuer OS/2- und Mac-Plattformen. Als moegliche Programmierwerkzeuge hierzu sieht man bei Novell C++ sowie verschiedene 4GL-Tools wie Visual Basic, Delphi oder Powerbuilder. Das hauseigene Entwicklungswerkzeug Appbuilder wird in diesem Kontext nicht erwaehnt. Ebensowenig ist der Appbuilder in den kuenftigen Entwicklungsszenarien aufgefuehrt.

Ein rascher Entwicklungszyklus ist in Provo fuer das Hauptprodukt Netware festgelegt worden. Falls die Netzwerker ihren Plan einhalten, kommt kuenftig alle 18 Monate ein Major Update von Netware auf den Markt, wozu auch Erweiterungen fuer den elektronischen Handel zaehlen. Nach den Codenamen Green River (1996) und Moab (1997) fuehrt der Weg 1998 zu Park City, einem Netzwerk-Betriebssystem mit 64-Bit-Funktionalitaet. Eine Update- Politik, die Patch-gestresste Anwender auf der Messe nur mit einem Kopfschuetteln quittierten.