Großer Outsourcing-Auftrag für T-Systems

Kühne+Nagel befreit sich von Rechenzentrumslast

27.08.2004

Die Würfel bei der Kühne+Nagel International AG im schweizerischen Schindellegi sind gefallen. Der Speditionsriese wird seine derzeit vier Rechenzentren in Europa, Amerika und Asien in einem einzigen Sitz zusammenführen. Anders als bisher wird das Unternehmen die Anlage künftig jedoch nicht mehr in eigener Regie betreiben, sondern das Management an den IT-Dienstleister T-Systems abtreten. Ein entsprechender Outsourcing-Vertrag wurde jetzt mit der Tochter der Deutschen Telekom unterzeichnet.

Den Konsolidierungspfad hatte das Unternehmen, das an 600 Standorten in 96 Staaten 20000 Menschen beschäftigt, bereits vor fünf Jahren eingeschlagen. Seit 1999 baut Kühne+Nagel laut Thomas Engel, CIO und Mitglied der Geschäftsleitung, seine Rechenzentren weltweit kontinuierlich ab. Damals, so Engel, unterhielt die Company insgesamt knapp 60 solche IT-Standorte.

Mit ausschlaggebend für die Konsolidierung war die Expansion des Unternehmens in Osteuropa. In deren Zuge habe man, so der CIO, seinerzeit entschieden, nicht mehr überall eine AS/400 zu installieren, sondern alle Länderaktivitäten gleich in einem europäischen Zentralrechner abzubilden. "Wir mussten mit den vielen Rechenzentren die Erfahrung machen, dass Software-Upgrades zu lange dauerten", nennt Engel ein Motiv für die Konsolidierungsstrategie.

Neben einer besseren Effizienz sei die Kostensenkung das zweite wesentliche Ziel gewesen, das Kühne+Nagel durch die Reduzierung der Rechenzentren verfolgte. Der Spareffekt habe sich dem IT-Verantwortlichen zufolge durch den Abbau der Installationen automatisch eingestellt, weil sich dadurch die Projektlaufzeiten verkürzten und die generischen Ausgaben für Betrieb und Wartung der Rechenzentren verminderten.

Dienstleister mit I-Series-Wissen

Doch mit den erreichten vier IT-Stützpunkten, die aus I-Series- und P-Series-Plattformen der IBM bestehen, wollte sich der Logistikkonzern nicht zufrieden geben. Um sich noch besser auf seine Kerngeschäfte konzentrieren zu können, beschloss das Management, den Rechenzentrumsbetrieb ganz in fremde Hände zu übertragen. Bei der Ausschreibung des Projekts legte Kühne+Nagel laut Engel besonderes Augenmerk darauf, dass der IT-Dienstleister über ein breites AS/400- beziehungsweise I- und P-Series-Know-how verfügt und in Europa beheimatet ist. Man habe, so der CIO, zu Beginn 20 Namen auf der Liste gehabt, in die engere Wahl seien dann drei Anbieter gekommen, wobei T-Systems den Zuschlag erhielt. Wer neben der Telekom-Tochter noch im Rennen war, verriet Engel nicht. Er bestätigte jedoch, dass IBM trotz Einladung kein Angebot einreichte.

Übergabe bis Mitte 2005

Über die finanzielle Größenordnung des Auftrags haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Bedeckt hielten sich die Beteiligten auch bei der Laufzeit. Engel räumte lediglich ein, dass sie zwischen drei und fünf Jahren liege. Die Konsolidierung auf ein Rechenzentrum soll, so Engel, bis Mitte 2005 umgesetzt werden. T-Systems wird dann allein für den Hardwarebetrieb sowie die Infrastruktur des Rechenzentrums verantwortlich zeichnen. Nicht aus der Hand geben wird Kühne+Nagel hingegen das Application-Management, den Support sowie die Entwicklung.

Laut Christophe Châlons, Geschäftsführer der Pierre Audoin Consultants GmbH (PAC), weist T-Systems in der Transport- und Logistikbranche ausreichend Projekterfahrung auf. Neben der Deutschen Post erbringt der Service-Provider auch Outsourcing-Leistungen für Toll Collect, die Lufthansa, Deutsche Bahn und den Flughafen Frankfurt. "T-Systems ist im Logistikumfeld in Deutschland klarer Marktführer vor IBM und Lufthansa Systems", attestiert der Analyst dem IT-Dienstleister das Potenzial für den Kühne+Nagel-Auftrag. Überzeugend aufgestellt sieht Châlons die T-Systems in Europa auch in der Schweiz, Spanien, Italien und Österreich, während das Unternehmen in Frankreich und Großbritannien noch Nachholbedarf habe.

Abb: Service für Logistiker

T-Systems hat im Outsourcing für das Transportwesen in Deutschland die Nase vorn. Quelle: PAC