Kommentar

Kühlen Kopf bewahren

16.09.2013
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Für Anbieter von Cloud-Computing-Services sind die Zeiten gerade nicht besonders lustig: Die Abhörskandale um Prism, Tempora und XKeyscore haben das Vertrauen der Anwender und Unternehmen erschüttert.
Jan-Bernd Meyer, Leitender Redakteur Sonderpublikationen
Jan-Bernd Meyer, Leitender Redakteur Sonderpublikationen
Foto: Joachim Wendler

Zudem gab es schon lange vor den Eröffnungen des Whistleblowers Edward Snowden Bedenken bezüglich der Wolkentechnik: Bereits im vergangenen Jahr hielt eine Studie von Capgemini fest, über 70 Prozent der Firmen in Deutschland machten sich Sorgen wegen möglicher Sicherheitslücken in den Cloud-Angeboten. Eine Comscore-Untersuchung hat jetzt festgestellt, dass in Deutschland mehr als die Hälfte (57 Prozent) aller Konzerne der Cloud nicht trauen.

Hier allerdings gilt es zu relativieren: Zweifel an den Potenzialen von Cloud Computing hat eigentlich niemand. Sicher kann man darüber streiten, wie viel sich mit der Verlagerung der Unternehmens-IT und der Firmendaten in die Rechenzentren von Dienstleistern einsparen lässt. Unbestritten dürfte allerdings sein, dass Unternehmen mit einer durchdachten Cloud-Strategie schnell und variabel auf sich ändernde Geschäftsanforderungen reagieren können. Flexibilität und Agilität sind die entscheidenden Stichworte in Zeiten, in denen das immer besser verstandene und vorhersagbare Kundenverhalten zum Ausgangspunkt aller Geschäftstätigkeiten wird.

Sinnvoll, aber...

Cloud Computing ist eine Entwicklung, die nicht wieder verschwinden wird. Entscheidend ist nun die Frage, wie Unternehmen damit umgehen. Erliegen sie der Verlockung, über Jahre erarbeitete IT-Governance-Strukturen über den Haufen zu werfen und ihre Geschäftsbereiche frei walten zu lassen, nur um die schnellen Früchte der Cloud-IT zu ernten? Oder sind sie geduldig genug, professionell vorzugehen?

Das würde bedeuten, die Cloud-Angebote und Provider kritisch unter die Lupe zu nehmen, sich mit Datenschutz und -sicherheit zu beschäftigen und natürlich die notwendigen Hausaufgaben bezüglich Unternehmensstrategie, IT-Governance und Enterprise Architecture zu erledigen.

Gefordert ist auch die Politik: Solange der Eindruck besteht, dass Nutzer einer technisch hochgerüsteten internationalen Horch-und-Guck-Elite hilflos ausgeliefert sind, werden die Vorbehalte gegen Cloud Computing bleiben.