Hinterlegungsverfahren stößt allgemein auf Ablehnung

Kryptographie: Clintons Vorstoß für Exportkontrolle chancenlos

14.06.1996

Weniger Kontrolle und mehr marktwirtschaftliche Freiheit strebt dagegen die Industrie an - und mit ihr das NRC-Komitee. So hatte kürzlich jedes Mitglied des US-Kongresses einen von acht namhaften CEOs der Computerindustrie verfaßten Brief erhalten. Darin unterstützen unter anderem die Chefs von Oracle, Novell und Microsoft drei zur Abstimmung anstehende Gesetzentwürfe, die mit der Exportkontrolle von kryptographischen Verfahren aufräumen sollen.

Die Clinton-Administration hatte zuvor Interesse bekundet, an der Kontrolle des Exports komplexer Verschlüsselungsverfahren festzuhalten. Offenbar will die US-Regierung einer wachsenden Kriminalität über öffentliche Netze vorbeugen und in militärischer Hinsicht wichtige Verschlüsselungstechniken nicht aus den Händen geben.

Ungeachtet dieser Überlegungen zeigte sich das NRC-Komitee überzeugt davon, daß Produkte dann ohne Kontrolle für den Export freigegeben werden könnten, wenn sie dem allgemein anerkannten Data Encryption Standard (DES) genügen. In dem Bericht "Cryptography's Role in Securing the Information Society" fordert das NRC außerdem, die Regierung solle Abstand nehmen von ihrem Vorschlag für ein sogenanntes Hinterlegungsverfahren. Danach sollen die User gezwungen werden, die Schlüssel zur Decodierung von Botschaften so zu speichern, daß Vollstreckungsbehörden Zugriff darauf haben. Nach Ansicht des NRC ist dieses Vorgehen sowohl unerforscht als auch riskant.

Der DES dagegen sei in der US-Wirtschaft und bei den Banken weit verbreitet. Der Algorithmus enthalte einen 56-Bit-Schlüssel, der zwar oft kritisiert werde, aber dennoch von der Mehrheit der Industrie als auf absehbare Zeit sicher eingestuft werde.

Allerdings müsse es auch möglich sein, Produkte mit einer noch sichereren Verschlüsselung zu exportieren, sofern sich die Empfänger bereit erklärten, die Informationen auf behördliche Anordnung hin zu entschlüsseln. So verlangt das Gremium unter anderem den freien Export einer Kryptographietechnik, die rund 65000mal sicherer ist als die gegenwärtig genutzte.