Drucker- und PC-Sparten werden verschmolzen

Kritik an HPs Reorganisation

22.03.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
HP hat umfangreiche Veränderungen angekündigt. PC- und Drucker-Sparte werden zusammengeführt, Verkauf und Marketing neu aufgestellt. Kritiker rätseln über die Ankündigungen.
Foto: HP

Der Online-Dienst AllthingsD hatte zuerst von der Verschmelzung der Drucker- und PC-Sparte berichtet, und wurde kurz nach Veröffentlichung von HP eines Besseren belehrt: Nicht nur die angesprochenen Einheiten sollen verschmolzen werden, bestätigte HP in einer Pressemitteilung, auch die Technology Services sollen mit der Server-, Storage und Network-Sparte unter dem Dach der neuen "HP Enterprise Group" zusammen geführt werden und zudem die weltweite Verkaufsorganisation Global Accounts Sales beherbergen. Zudem sollen sowohl die Marketing- als auch Kommunikations-Sparten über alle Geschäftsbereiche hinweg in jeweils einer Organisation konzentriert werden.

Die wichtigste und umstrittenste Neuerung betreffen die Imaging and Printing Group (IPG) und die Personal Systems Group (PSG). Sie werden künftig gemeinsam unter der Bezeichnung "Printing and Personal Systems Group" operieren, einen Gesamtumsatz von rund 65 Milliarden Dollar pro Jahr erwirtschaften und vom bisherigen PSG-Chef Todd Bradley geleitet. Vyomesh Joshi, bisheriger Leiter der IPG-Einheit wird nach 31 Jahren das Unternehmen verlassen. Von der Verschmelzung verspricht sich HP Verbesserungen im Marktzugang sowie in der Markenbildung, Beschaffung und Kundenbetreuung. Man strebe Kosteneinsparungen sowie ein beschleunigtes, profitables Wachstum an, teilte HP mit. "Die Kombination bringt zwei Geschäftsbereiche zusammen, in denen HP eine etablierte weltweite Marktführerschaft vorweisen kann", warb HP-CEO Meg Whitman für die Pläne.

Das Druckergeschäft wächst nur langsam

Doch die kamen bei den Marktbeobachtern gar nicht gut an, sie werten die Neuorganisation als Zeichen für die schwierige Zukunft des Druckergeschäfts. IDC erwartet beispielsweise in den kommenden Jahren ein oder zwei Prozent Wachstum mit Druckern, der PC-Absatz werde im gleichen Zeitraum um fünf Prozent zulegen. Um weiter ansehnliche Gewinne vorweisen zu können stehe HP in der Pflicht, die Kosten zu drücken. "In der Ankündigung weist nichts darauf hin, dass die Änderungen zu weniger als die Summe der einzelnen Teile führen werden", wunderte sich jedoch Mark Fabbi, Vice-President bei Gartner, über die Pläne. Sinnvoller sei es, sich um eine führende Rolle in der aktuelle IT-Diskussion zu bemühen und endlich mehr Nutzen aus den Software-Akquisitionen des vergangenen Jahres zu schöpfen, rät er. Den angestrebten Effekten in der Beschaffung und Verkauf können die Marktbeobachter immerhin einige positive Aspekte abringen. Das sei durchaus positiv, lobt etwa Ezra Gottheil, Senior Analyst bei Technology Business Research, um zugleich zur nächsten Kritik überzuleiten: "HPs Problem ist seit Jahren das Silo-Denken. Das Unternehmen, das immerhin zu den weltweit größten IT-Providern zählt, versäumt es immer wieder, das eigene Synergiepotenzial auszuschöpfen."

HP-CEO Meg Whitman: Wie viele Mitarbeiter gehen müssen, ist noch offen.
HP-CEO Meg Whitman: Wie viele Mitarbeiter gehen müssen, ist noch offen.

Die Herausforderungen für die Drucker- und PC-Sparte bestehen seit langem darin, dass sich beide Segmente in Märkten mit problematischen Margen bewegen. Die IPG-Gruppe ist sehr profitabel und verdient besonders gut mit Tinte, Toner und Papier, also mit dem Ersatzteilgeschäft. Zuletzt konnte sie einen Betriebsgewinn von 15,4 Prozent in die Bücher schreiben, wohingegen die PC-Sparte nur auf eine Marge von 5,9 Prozent kommt. Doch die Entwicklung ist gegenläufig. Während die Marge der Druckerabteilung seit 2009 schrumpft, steigt sie im PC-Geschäft kontinuierlich an. Sehr viel Raum für weitere Einsparungen sehen die Marktbeobachter indes nicht, sie glauben, die Grenzen im Einkauf und Verkauf seien weitgehend ausgereizt. "Bei HP gibt es einige dringende strukturelle Aufgaben, die zu erledigen, aber nicht diese", schimpfte Rob Cihra, Analyst bei Evercore Partners gegenüber dem "Wall Street Journal". "Die Änderungen liefern einzig und allein einen Vorwand, Mitarbeiter zu entlassen und Kosten zu senken." HP beschäftigt etwa 350 000 Mitarbeiter. Whitman sagte der Zeitung, es gebe noch keine abschließende Entscheidung darüber, wie viele Jobs gestrichen werden. Zudem sei die Reorganisation nur ein erster Schritt. Worin die weiteren Schritte bestehen, ließ sie offen.