Die Anwendung eigener Geräte muß wohlüberlegt sein:

Kriterien für den COM-Einsatz

08.05.1981

Ist ein genügend großes Volumen vorhanden, so ist die COM-Verarbeitung im eigenen Haus besser als die Verarbeitung in einem COM-Service-Büro. Aus diesem Grunde wird es notwendig, alle für das wirksame Operieren einer COM-Installation wichtigen Faktoren zu beleuchten. Diese Faktoren können in die drei Kategorien Hardware, Personal und Planung unterteilt werden. Zur Hardware gehören die COM-Aufzeichnungsanlage, das Entwicklungsgerät und das notwendige Zubehör. Beim Personal sind Ausbildung, Koordination und Arbeitsumwelt zu berücksichtigen. Fragen der Standardisierung und Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft bei eventuellen Maschinenausfällen sind bei den Planungsüberlegungen von großer Bedeutung.

Einer der ersten Faktoren, die bei der Überlegung der Einführung einer COM-Anlage berücksichtigt werden müssen, ist die Hardware. Es ist wahrscheinlich genauer, wenn man sagt "Die Produkte, die die Hardware-Hersteller zur Verfügung stellen", anstatt einfach Hardware zu sagen, denn neben dem Gerät werden des öfteren Dienstleistungen, wie zum Beispiel Software-Pakete, Ausbildung und anderes, angeboten.

Bei der reinen Hardware sind die folgenden Fragen wichtig:

- Aufstellungsort

Erfordert die Hardware Klimatisierung wie ein Computer, besondere Wasser- oder Stromanschlüsse oder irgendeine andere Abweichung oder einen Zusatz zur normalen Büroausstattung? Solche Sonderbedingungen können sich als Einschränkungen und als Kostenfaktoren erweisen.

- Bedienung

Wie schnell und zuverlässig kann die Hardware auf die einzelnen Arbeitsgänge vorbereitet werden? Dabei ist das Einschalten und Aufwärmen der Einheit oder Einheiten miteingeschlossen, das Justieren der Formular-Dias, das Vorbereiten von Chemikalien-Mischungen für die Aufzeichnung oder Entwicklung. Diese Punkte haben einen bedeutenden Einfluß auf die Arbeitsplanung und auf Filmverluste wegen der notwendig werdenden erneuten System-Starts. Die Planung und der Filmverlust stellen sehr oft einen großen Anteil der versteckten Kosten bei COM-Anlagen dar.

- Variieren der Eingabe

Wieviel Vorbereitung oder Umstellung der Daten ist notwendig, bevor ein Magnetband auf der COM-Anlage benutzt werden kann?

Dies wird beeinflußt durch das Format des Magnetbandes, die Aufzeichnungsdichte, die Fähigkeit einer COM-Anlage, COM-Formate anzunehmen, die nicht ihre eigenen sind, die Notwendigkeit für spezielle Formatierung etc. Die Fähigkeit, schnelle Magnetbänder oder Magnetbänder ohne ein kompliziertes Format anzunehmen, kann eine beträchtliche Senkung der Verarbeitungszeit des Computers bewirken. Eine Vielzahl annehmbarer COM-Formate erleichtert das Problem des Ausweichens auf andere Geräte bei Funktionsstörungen.

- Variierte Ausgabe

Kann die Ausgabe des COM-Gerätes bei vielen Anwendungsgebieten eingesetzt werden? Kann das Ausgabe-Format problemlos umgestellt werden, um die Erfordernisse anderer Benutzer abzudecken?

Dazu gehört die Fähigkeit der wahlweisen programmgesteuerten Seitenverteilung auf einen Fiche sowie die Möglichkeit, ohne große Kosten Weiß- auf Schwarz- oder Schwarz- auf Weiß-Kopien schnell und leicht herzustellen. Die Flexibilität einer COM-Anlage und ihrer peripheren Einheiten in bezug auf Ausgabeformat und Formatkopien kann sehr wohl den Bereich der Anwendungsgebiete für COM einengen oder erweitern. Die Erfahrung lehrt, daß ein Microfiche das von einem COM-Gerät mit einer Universalkamera hergestellt wurde und Kopien mit negativer Polarität für den weitesten Bereich von Anwendungen geeignet sind.

- Hardware-Geschwindigkeit

Kann das in Frage kommende COM-Gerät die geforderte Datenmenge so schnell produzieren, daß damit die Produktionstermine eingehalten werden?

Dieser Faktor wird nicht nur durch die Geschwindigkeit der Aufzeichnung, sondern auch durch die Geschwindigkeit beim Filmentwickeln und -duplizieren beeinflußt. Obgleich die angegebenen Geschwindigkeiten bis zu 100 Prozent variieren, kann selbst das langsamste Gerät eine enorme Menge von Seiten in kürzester Zeit produzieren. Allerdings ist die Leichtigkeit und Zuverlässigkeit, mit der ein Ablauf auf einem Gerät vorbereitet werden kann, wichtiger als die Maschinengeschwindigkeit selbst. Es gab bei einigen Geräten Abläufe, die nur 10 Minuten benötigten, jedoch eine Vorbereitungszeit von 20 und mehr Minuten. Aus diesem Grunde wird die eigentliche Geschwindigkeit der COM-Anlage im Gegensatz zum totalen Datendurchsatz als weniger wichtig angesehen.

- Zuverlässigkeit

Wie oft muß das Gerät justiert werden, um akkurate, dauerhafte Resultate zu bringen? Wie oft versagt das Gerät? Einige der flexibelsten und kompliziertesten COM-Maschinen bringen die größte Menge an Ausfallzeiten. Aber ganz gleich, wie leistungsfähig und kompliziert ein System auch sei, wenn es ständig Justierungen braucht oder ständig Ausfallzeiten aufweist, dann erfüllt es nicht seine Aufgabe. Natürlich weiß man aus Erfahrung, daß selbst die "unfehlbaren" Computer unter Maschinenfehlern leiden. Genauso gibt es bei den COM-Geräten keine perfekte wartungsfreie Maschine. Aus diesem Grunde ist es wichtig, eine Maschine mit einem Minimum an Justiernotwendigkeiten und Ausfallzeiten auszuwählen.

- Kosten

Wie sehen die verschiedenen Miet und Kaufpläne aus und wieviel kostet das Gerät letzten Endes?

Die Kosten sind einer der wichtigsten Faktoren bei der Auswahl. Die Industrie bietet heutzutage verschiedene Mietpläne an. Das Resultat sind verschiedene Mietpreise für die gleiche Maschine an verschiedenen Punkten der Expansion einer Installation. Obwohl es wichtig ist, die Ausgaben für das Gerät so gering wie möglich zu halten, so ist doch die Zuverlässigkeit des Gerätes ein Vorteil, den man sich ruhig etwas kosten lassen sollte.

Die durch die Benutzung von COM möglichen Kosteneinsparungen sind so groß, daß die Geräte-Kosten daneben recht gering erscheinen. Trotzdem kann man diese Einsparungen nicht realisieren, wenn das Gerät nicht zuverlässig arbeitet. Es ist praktisch so, daß selbst das teuerste COM-Gerät in seinem Preis gerechtfertigt ist, wenn es eine zuverlässige Leistung erbringt. Andererseits ist selbst das wenige für ein billiges Gerät ausgegebene Geld zum Fenster hinausgeworfen, wenn es unzuverlässig ist.

Der größte Teil der von den COM- Herstellern angebotenen Leistungen ist die Hardware. Daneben wird von fast jedem Hersteller Software angeboten, bei denen folgende Punkte beachtet werden sollten.

- Microfiche

Werden mit Hilfe der Software Microfiches mit Index und Titel produziert, so daß der Benutzer das richtige Fiche und die richtige Seite sofort auffinden kann, ohne die gesamte Fiche-Datei durchsuchen zu müssen?

Microfiches sind die flexibelste Form der Ausgabe. Ein Vorteil der Microfiches ist die Beschriftung und der Index auf jedem Fiche der Datei. Die angebotene Software muß diese Fähigkeit unbedingt bringen.

-- Flexibilität

Kann das Microfiche-Format in bezug auf Beschriftung, Index und Seiten-Verteilung ohne Software-Benutzung variiert werden?

Wenn mehr als genüge Umprogrammierung notwendig wird, um einen Ablauf zu ändern, oder die Software für einen neuen Ablauf zu erstellen, dann stellt diese Software eine Einschränkung der Flexibilität in bezug auf die Anwendung des Systems dar. Die Software sollte so flexibel sein, daß einige Änderungen sogar noch zur Zeit des Ablaufes angebracht werden können.

- Kompatibilität

Wenn die Software so konzipiert worden ist, daß sie in ein Benutzerprogramm eingreift oder eingebaut werden muß, dann muß sie mit der Benutzer-Software kompatibel sein.

Gute Ausbildung erspart Film- und Zeitverluste

Es gibt viele Wege, Personalbesetzung für eine COM-Installation festlegen. Es gibt dabei keine absolut und für jede Installation richtige Methode. Es gibt aber einige Charakteristika, die man bei der Personalbesetzung beachten sollte.

Es ist für den störungsfreien Ablauf einer COM-Installation notwendig, daß die Maschinenbedienungen gut ausgebildet sind. COM-Geräte sind sehr komplexe Maschinen. Die Wirkung von schlecht ausgebildeten oder nachlässigen Bedienungskräften kann am Film- und Zeitverlust (wegen der notwendigen Korrekturläufe) abgelesen werden. Um dies zu vermeiden, sollte die Maschinenbedienung ihre Arbeit völlig verstehen und größte Sorgfalt bei der Vorbereitung, dem Ablauf und dem Kopieren von Dateien aufwenden.

Obwohl beim ersten Einsatz eine 24stündige Operationszeit nicht notwendig ist, so könnte es doch im Laufe der Zeit, wenn die COM ihre Rolle innerhalb der Produktion aufgenommen hat, dazu kommen. Ein Vorteil von COM gegenüber einem Drucker ist ihre größere Geschwindigkeit und das leichtere Umstellen auf weitere Arbeiten. Doch geht dieser Vorteil verloren, wenn das COM-System nicht einsatzbereit ist, sobald die EDV-Anlage die entsprechende Arbeit beendet hat.

Es ist wichtig, die COM-Installation als einen wachsenden Produktionszweig zu betrachten. In der Vergangenheit war die Anwendung von COM sehr oft nur auf eine oder zwei Listen mit großem Volumen begrenzt. Heutzutage, da die COM auch kleinere Anwendungsgebiete übernimmt, sollte eine COM-Installation dauernd in Operation sein und in der Lage sein, den ständigen Strom von Hunderten von Anwendungsgebieten zu handhaben. Das Entgegennehmen, Planen und Verteilen dieser Produkte erfordert eine konstante und systematische Verwaltung und Überwachung. Dies sollte bei der Personalplanung berücksichtigt werden.

Systemplanung gehört zum Erfolg

Eine COM-Anlage ist eine Produktionsanlage im ständigen Einsatz. Bei einer solchen Anlage mit der Verpflichtung und Verantwortlichkeit, Arbeiten zu einer bestimmten Zeit fertigzustellen, wird die Systemplanung zu einem der Hauptfaktoren am Erfolg der Operation. In großem Maße ist das Einhalten der Planung abhängig von Faktoren, die bereits vorher aufgezählt worden sind. Darüber hinaus gibt es noch einige Punkte, die sich speziell mit dem Einhalten von Terminen an einer Produktionsanlage beschäftigen.

Es ist bekannt, daß Maschinen ausfallen. Wenn immer möglich, sollte man für Ausweichmaschinen sorgen, um damit sicherzustellen, daß das System stets einsatzbereit ist. Obwohl das wahrscheinlich eine Verdoppelung der Maschinenkosten bedeutet, ist doch das Risiko des Verlustes einer großen Zahl möglicher Anwendungsgebiete wegen der Unfähigkeit, die Termine einzuhalten, oft so groß, daß dadurch die zusätzlichen Kosten absorbiert werden. Darüber hinaus sollten sowohl Software als auch Arbeitsanweisungen so flexibel sein, daß die Arbeit sowohl auf einer Ausweichmaschine als auch, wenn notwendig, außer Haus durchgeführt werden kann.

Bei einer solchen Produktionsanlage mit einer großen Anzahl und Vielfalt von verschiedensten Abläufen ist es für die Geschwindigkeit, Genauigkeit und Wirksamkeit der Operationen wichtig, daß Abläufe und Arbeitsanweisungen einfach, klar und gut dokumentiert sind.

Das Erscheinen des Microfiches hat eine neue Haltung dem Microfiche als Aufzeichnungsmedium gegenüber gebracht. Eine Rolle Microfilm bedeutet eine feste Ausgabe für die Kapsel und die Film-Meter, wodurch Rollfilm erst rationell für Informationsmengen über 1000 Seiten eingesetzt werden kann. Die Kosten für Microfiche bedeuten lediglich die Kosten für den Film. Auf einem Microfiche kann man normalerweise 207 Seiten plus Titel und Index auftragen. Dadurch werden Informationsmengen zwischen 100 und 1000 Seiten bereits in den Bereich des rationellen Einsatzes von Microfiche gebracht.

Analysen haben ergeben, daß 85 Prozent aller Druckausgaben aus Berichten von 100 Seiten oder weniger bestehen. Selbst Berichte von der Größe von 5 bis 10 Seiten können rationell auf COM umgebaut werden.

Um die umfangreichen Möglichkeiten, die eine COM-Anlage bietet, von auszunutzen, ist es am besten, eine eigene COM-Anlage auf 8 bis 12 Stunden Betriebsbasis anzuschaffen.

* Otto Rüdinger ist Geschäftsführer der Datronic GmbH, Piechlerstr. 1, 8901 Neusäß/Augsburg.

_AU:Otto Rüdinger