Droht der Ausverkauf?

Krisenstimmung bei Palm

15.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Der PDA-Anbieter Palm steckt tief in der Krise: Die Zahl der Entlassungen erhöht sich, gleichzeitig werden Spekulationen über einen Verkauf des einstigen Börsenlieblings laut.

Angesichts der bedrohlichen Situation hält sich Palm derweil mit konkreten Zahlen noch zurück - zu groß wäre die Gefahr, in einem Monat die Zahl der Entlassungen erneut aufstocken zu müssen. Ende April gab das Unternehmen bekannt, künftig auf rund 300 Mitarbeiter zu verzichten, also etwa 15 Prozent der Belegschaft. Nun müssen nach offiziellen Aussagen von Palm weitere Angestellte um ihren Job bangen. Die genauen Zahlen sollen allerdings erst ab dem 25. Juni mit Bekanntgabe der Ergebnisse des Geschäftsjahres 2000 folgen. Mitte Mai hatte Palm vor schlechten Zahlen im vierten Quartal gewarnt, gleichzeitig wurde die Übernahmen des Softwareanbieters Extended Systems abgeblasen. Auch hier müssen sich als Folge der gescheiterten Fusion rund 15 Prozent der Belegschaft einen neuen Arbeitgeber suchen.

Ab sofort ist der ehemalige Gateway-Manager Todd Bradley bei Palm für die Geschäftseinheit "Solutions" verantwortlich. Hierzu zählt in erster Linie das Geschäft mit den Handhelds. Die Gruppe erwirtschaftet nach Firmenangaben rund 97 Prozent der Umsätze des Unternehmens, der Rest wird durch die "Platform"-Abteilung mit Lizenzen des Betriebssystems Palm-OS eingenommen. Hier hatte sich Palm einen wesentlich höheren Wert erwartet, ihn allerdings nie erreicht.

Aufgrund dieser Hiobsbotschaften mehren sich in den USA die Spekulationen, dass Palm nur noch durch eine komplette Übernahme zu retten sei. Zum Kreis der Konzerne, die daran interessiert sein sollen, zählen Presseberichten zufolge IBM, Apple und Sony. Immerhin hat Apples Chef Steve Jobs bereits vor drei Jahren versucht, die Company von der damaligen Mutter 3Com zu kaufen. Sony hat das Betriebssystem für die eigenen "Clie"-PDAs von Palm in Lizenz genommen, und IBM schließlich sei immer für eine Übernahme gut - zumal Palm in letzter Zeit erfolglos versucht hat, im Corporate-Bereich Fuß zu fassen. An der Seite von Big Blue sollte dies leichter gelingen. Auf Palms CEO Carl Yankowski, einem ehemaligen Top-Manager von Sony, lastet folglich ein starker Druck, der sich in den kommenden Wochen entladen dürfte.