Krise der Inkormatik

04.03.1988

Informatik: Kunstwort aus "Information" und "Technik", Grundlagenwissenschaft von der systematischen und automatischen Verarbeitung von Informationen.

Lexikon der Computer-Fachbegriffe von Hannspeter Voltz

Sie jobben nebenher emsig als Programmierer bei Softwarehäusern oder DV-Herstellern und lassen es, was den Uni-Abschluß betrifft, langsam angehen: Soviel Laisser-faire-Gefühl wie derzeit haben die deutschen Informatik-Studenten noch nie entwickelt - wohl vor allem deswegen, weil sie sich von der offiziellen Bildungspolitik und der Wirtschaft im Stich gelassen fühlen.

Die Krise der Informatik in der Bundesrepublik ist offenkundig: Für die einschlägige Forschung scheint es wichtiger zu sein, Lehrstühle zu sichern, als neue Entwicklungen anzustoßen; Know-how-Transfer zwischen Wissenschaft und Indutrie findet nur dort statt, wo Förderpreise winken. Allgemein anerkannte DV- und Personal-Modelle, etwa für den Fertigungsbereich, fehlen; Berufsbilder, an denen man sich orientieren könnte, sind erst in Schemen zu erkennen.

Neben die Ausbildungsmisere tritt das Akzeptanzproblem. So ist die Spekulation auf den Informatiker-Boom in der Wirtschaft nicht aufgegangen - attraktive Jobs werden kaum angeboten. Und doch klagen viele Anwenderfirmen über Personal-Engpässe im Bereich Informatik. Das erscheint paradox - ist es aber nicht. Das Tauziehen um den DV-Nachwuchs (Seite 1) entspringt ganz aktuellen Nöten: Das Problem des Anwendungsstaus ist bei den meisten Unternehmen nach wie vor ungelöst - die Suche nach Software-Entwicklern wird zum Dauerzustand. Fürs Programmieren sind die Informatiker aber nicht ausgebildet worden.

Was die Anwender wollen, wissen sie selber nicht. Man muß wohl befürchten, daß es beim Löcherstopfen bleiben wird. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Verantwortlichen aus Politik, Industrie und Forschung in einen Dialog mit den Betroffenen, sprich: den Informatik-Absolventen, eintreten würden.