Wissenschaftlich kompetente und praxiserfahrene Lektoren üben Brückenfunktion aus:

Kreative Arbeit erfordert Ausbildungsbreite

24.07.1981

BERLIN (je) - Die häufig beklagte Distanz zwischen der Wissenschaft und Praxis in Europa wird in zunehmendem Maße dafür verantwortlich gemacht, daß die europäische Wettbewerbsfähigkeit in den neuen Technologien bezweifelt werden muß. Diese Distanz überwinden zu helfen und damit den Prozeß des Wissens- und Erfahrungsaustausches zwischen Wissenschaft und Praxis zu beschleunigen, ist eine der zentralen Aufgaben, die sich das "Berlin Continuing Engineering Education Program" gestellt hat.

Die von der Berliner Ausstellungs-Messe-Kongreß-GmbH "gesponserte" und in Zusammenarbeit mit der George Washington University Washington D. C., durchgeführte Veranstaltung verfolgt nach Angaben von Professor Herbert Weber, Berlin, einem der Initiatoren, im wesentlichen drei Ziele:

1. Förderung des internationalen Wissens- und Erfahrungsaustausches zwischen Europa, den USA und Japan in der Informationstechnologie, der Telematik und der Elektronik.

2. Unterstützung der Industrie und Verwaltung bei der Verbesserung der angespannten Personalsituation in allen Berufen der Informationstechnologie, der Telematik und Elektronik durch ein qualitativ hochwertiges Aus- und Weiterbildungsprogramm für in der Praxis tätige Ingenieure und Manager.

3. Förderung der Kooperation zwischen Praxis und Wissenschaft durch einen zum gegenseitigen Vorteil angelegten Wissens- und Erfahrungsaustausch.

Prosperitätsvoraussetzung

Dieser Zielsetzung liegen nach Webers Darstellung im wesentlichen die folgenden Motive zugrunde: Im Rahmen der seit einigen Jahren geführten öffentlichen Diskussion über die ökonomischen Perspektiven der westlichen Industrieländer in den kommenden Jahrzehnten und im Rahmen der Diskussion über die Wettbewerbsfähigkeit der westeuropäischen Länder gegenüber Japan und den USA ist klar geworden, daß die Erhöhung der Innovationsfähigkeit in der modernen Informationstechnologie eine Voraussetzung für unsere Prosperität sein wird.

Die Voraussetzungen für Innovationen werden jedoch nicht allein durch ein wirkungsvolles Ausbildungssystem geschaffen. Die ständige rapide Weiterentwicklung der Technologie erfordert neben einer guten Ausbildung ein effektives Weiterbildungssystem, mit dessen Hilfe auch der in der Praxis- tätige Fachmann erreicht werden kann.

Das bisher in Europa existierende Weiterbildungsangebot der DV-Industrie, der Beratungsindustrie und der Fach- und Berufsverbände ist nach Webers Angaben darauf ausgerichtet, produktspezifische Kenntnisse oder Kenntnisse in neuen, in den USA oder in Japan schon akzeptierten und eingesetzten Technologien zu vermitteln. Ein Weiterbildungsangebot, das den in Europa in der Praxis tätigen Ingenieuren und Managern in der eigenständigen innovativen Produkt- und Technologieentwicklung hilft, existiere hingegen bisher nicht.

Das angekündigte Programm soll durch den angestrebten internationalen Wissens- und Erfahrungsaustausch diese Lücke schließen. Es werden deshalb während des Programms im wesentlichen solche Themen behandelt, die für den innovativen Praktiker als profitabel erscheinen. Die Lektoren werden deshalb auch jeweils so ausgewählt, daß sie dank ihrer Erfahrungen in der Praxis und dank ihrer wissenschaftlichen Kompetenz die erforderliche Brückenfunktion wahrnehmen können, unterstreicht Weber.

Anders als in den klassischen Ingenieurdisziplinen konnte der in den letzten Jahren in der Informationstechnologie, in der Telematik und in der Elektronik entstandene Personalbedarf nach Webers Analyse nur dadurch einigermaßen befriedigt werden, daß von ihrer Ausbildung her Fachfremde in einem "training on the job" die für ihre Tätigkeit notwendige Minimalqualifikation vermittelt bekommen haben. Die kreative Arbeit in einem Fachgebiet erfordere jedoch eine aus einer umfassenderen Ausbildung resultierende Breite, Aufgeschlossenheit und Selbstsicherheit.

Aus dieser Erkenntnis hätten insbesondere die Industrie in den USA und Japan die Konsequenz abgeleitet, daß eine Lösung des dort ebenso existierenden Personalproblems auch Anstrengungen in der Weiterbildung notwendig macht. Dieser Einsicht folgend hätten die großen Berufsverbände (ACM, IEEE), einige Universitäten in den USA und staatliche Institutionen in Japan umfangreiche Weiterbildungsprogramme initiiert.

Weiterbildung wird in Europa - so Weber - auch als eine Aufgabe des Staates verstanden. Da die öffentlichen Ausbildungsinstitutionen in Europa jedoch zunächst mit dem Aufbau der Ausbildungsgänge ausgelastet waren, sei für die Weiterbildung ein vergleichbares Angebot bisher nicht verfügbar. Das hier vorgestellte Programm soll einen Beitrag zu einem solchen Angebot leisten.

Es handelt sich um die Veranstaltungen "Cost-effective software engineering" vom 21. bis 23. September, "Computer graphics systems: design and applications" vom 21. bis 25, September, "Program evolution dynamics" von 5. bis 7. Oktober "Software design for data communication systems" vom 5. bis 7. Oktober "Tutorial on the programming language ADA" vom 2. bis 4. November "Telematics in Europe: development and perspectives" vom 30.November bis 2. Dezember.

Die Kursgebühren liegen sämtlich in der Größenordnung von 1000 Mark. Chairman der Seminarserie ist Professor Raymond T. Yeh von der University of Maryland. Veranstaltungsort ist das Internationale Congress Center (ICC) in Berlin.

Informationen: DER-Congress, German Convention Service Joachimstaler Str. 19, 1000 Berlin 15, Tel.: 030/8 8180 51.