INTUG: Gebührenpolitik der Post gefährdet Telekommunikations-Investitionen:

Krasse Nachteile gegenüber anderen EG-Staaten

13.04.1984

KÖLN (CW) - Im Vorfeld der Entscheidung der Deutschen Bundespost die Gebühren für die Datex-Dienste zu erhöhen, äußerten kürzlich in Köln internationale Telekommunikations-Benutzer heftige Kritik am Status quo und an den in die Öffentlichkeit gelangten Eckwerten des Vorhabens. Tenor: Von Deutschland aus operierende Unternehmen haben gegenüber anderen internationalen Unternehmen in EG-Staaten krasse Kostennachteile.

Die Teilnehmer der INTUG-Veranstaltung (International Telecommunications User Group), organisiert von der Deutschen Telecom e. V., waren auch Repräsentanten der OECD, BIAC, EWG, ITU, KDD, WUI, und ZVEI.

Hauptthema war die "nT" (Nutzungszeitabhängige Tarifierung) auf nationaler sowie internationaler Ebene, welche die Post anstrebt. Die Diskussion sollte dazu dienen, die Bedenken über die zu erwartenden Nachteile für die von Deutschland aus operierenden Gesellschaften zu erläutern. So gab es auch einen kurzen Statusbericht des DTeV-Arbeitskreises "internationale Mietleitungen", in welchem die schon derzeit krassen Kostennachteile gegenüber den EG-Staaten Frankreich, England, Belgien, etc. klar hervorgehoben wurde. Der Arbeitskreis "internationale Mietleitungen" machte zum Beispiel auf internationale Firmen aufmerksam, die ihre Kommunikationsknoten aus wirtschaftlichen und benutzerrechtlichen Gründen außerhalb Deutschlands betreiben, beziehungsweise nach dort hin verlegt haben.

Die Diskussion über "nT" auf nationaler Basis ging weniger um die neue Tarifierungsphilosophie, sondern um die Tarifstruktur, die momentan von der Post festgesetzt ist. Diese bringe bis 1992 eine Kostenerhöhung um den Faktor 2,77. Die DBP-Position, daß das letzte Wort über die Tarife selber noch nicht gesprochen sei, fand wenig Glauben.

Ins Trommelfeuer der Kritik geriet auch die "nT" von internationalen Mietleitungen, die mit öffentlichen Netzen verbunden sind. Die Hauptbedenken der Benutzer sind eine unüberschaubare Kostenplanungssituation und eine damit zusammenhängende problematische Wirtschaftlichkeit von internationalen Mietleitungen. Die großen Investitionen der Benutzer im Daten-, Sprach-, und anderen Endgeräten, die für eine optimale und effiziente Ausnutzung von Mietleitungen angeschlossen sind, seien gefährdet, da eine komplette neue Infrastruktur der Auslands-Telekommunikation geschaffen werde.

Ein wenig Philosophie wurde doch diskutiert - besonders von Mitgliedern der INTUG. Hier ging es hauptsächlich um die Fragen, warum unternimmt die Deutsche Bundespost solche Schritte im Alleingang, warum muß der Benutzer mehr zahlen ohne Gegenleistung, und warum will die Post eine Dienstleistung, mit der die Post wirtschaftlich gut fährt und mit welcher der Kunde zufrieden ist, verändern? Und: Wo ist hier die marktorientierte Grundlage für diese Tarifpolitik?

Die negativen Auswirkungen der derzeitigen DBP-Politik auf den tariflichen und benutzerrechtlichen Ebenen seien wohlbekannt. Die neuen Richtlinien der DBP würden diese noch weiter verschlimmern, und dies zum Nachteil der wirtschaftlichen Entwicklung in der Bundesrepublik und des einzelnen Unternehmens.

Zum Nachteil der wirtschaftlichen Entwicklung

Die Kölner Diskussion zwischen der DBP und den internationalen Vertretern wurde mit der Frage zusammengefaßt: "Wie kann ein öffentliches Dienstleistungsunternehmen wie die DBP, die sich mit ihren Kunden zur Zusammenarbeit bekennt, und die von ihren Kunden lebt, eine Strategie verfolgen, die so gegen die Interessen ihrer Kundenist?"