Test offenbart giftige Substanzen

Krank durch Tonerstaub?

10.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Laut einer Untersuchung der Zeitschrift "Ökotest" wachsen die Gefahren durch giftige Substanzen in Druckertonern. Fast alle zehn untersuchten Kartuschen wiesen giftige oder krebserregende Stoffe auf. Praxistests belegten Emissionen toxisch wirkender Staubpartikel. Druckerhersteller weisen die Vorwürfe zurück. Die Testsituation entspreche nicht den realen Bürobedingungen.

Für die Augustausgabe der Zeitschrift "Ökotest" nahmen die Tester verschiedene Tonerkartuschen für Laserdrucker unter die Lupe. Nur zwei Produkte seien empfehlenswert, so das Fazit. Der Rest enthalte einen Chemikalien-Cocktail, dessen gesundheitsschädigende Wirkung noch nicht genau einzuschätzen sei.

So überschreiten beispielsweise Toner von Epson und Hewlett-Packard (HP) Grenzwerte für zinnorganische Verbindungen teilweise um das 20fache. Nachgewiesen werden konnten Dibutylzinn, das im menschlichen Körper eine hormonähnliche Wirkung entfaltet, sowie Spuren des giftigen Tributylzinn. Andere Tonerprodukte enthielten Schwermetalle wie Nickel und Kobalt, die Krebs erzeugen können, wenn sie als Staub eingeatmet werden. Ferner fanden die Tester Spuren der krebserregenden Stoffe Benzol und Phenol, die ebenfalls zugelassene Grenzwerte überschritten.

Im Praxistest prüften die Ingenieure Laserdrucker von HP und Kyocera. Der "HP-Laserjet 4100" setzte 1100 Mikrogramm pro Kubikmeter flüchtige organische Stoffe (TVOC) frei, beim "Kyocera Eco FS-1800" waren es sogar 1800 Mikrogramm. Laut einer Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums ist der Aufenthalt in Räumen mit einer Konzentration von 1000 Mikrogramm pro Kubikmeter TVOC "allenfalls vorübergehend zumutbar".

Zwar konnten die Tester bei den neuen Geräten keine Staubabsonderungen feststellen. Allerdings müssten Anwender beim Umgang mit älteren Modellen aufpassen. Diese glichen im Inneren manchmal einem Schornstein. Der Tonerstaub könne durch die Gerätelüftung nach außen geblasen werden.

Detlev Herb, Umweltschutzbeauftragter bei Kyocera, weist die Vorwürfe zurück. Eine toxikologische Bewertung der Emissionen sei sehr bedenklich, da die Testbedingungen nicht der Realität an einem Büroarbeitsplatz entsprochen hätten. Mit eigenen Messungen seien keine gesundheitsschädlichen Mengen an Schwermetallen nachgewiesen worden.

Nach Einschätzung von Hans-Joachim Stelting, Sprecher der Interessengemeinschaft Tonergeschädigter (ITG), wächst jedoch die Zahl der nachweislich durch Toner verursachten Krankheitsfälle. Bundesweit seien etwa 100 Verdachtsfälle registriert. Krankheitssymptome seien Dauerschnupfen sowie chronisch gereizte Schleimhäute, erklärt Stelting. Doch auch Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen und leichtes Fieber können auf eine Kontamination der Büroluft durch Tonerstaub hindeuten.

Von einem kausalen Zusammenhang zwischen tonerbelasteter Büroluft und Krankheiten will der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) allerdings nichts wissen. Weder den Herstellern noch dem zuständigen Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften sei ein offiziell anerkannter Krankheitsfall bekannt, heißt es in der offiziellen Stellungnahme. Es bringe nichts, die Verbraucher zu verunsichern, kritisieren die Bitkom-Vertreter. Vielmehr sei es wichtig, die "Gefahrenpotenziale zu beobachten" und die Aufklärung über den sachgemäßen Gebrauch in den Mittelpunkt zu stellen.

Experten von "Ökotest" raten, Laserdrucker in gut belüfteten Räumen aufzustellen. Außerdem dürfe die Abluft nicht wieder in den Büros verteilt werden. Ferner sollte jeder Kontakt mit Toner vermieden werden. Verunreinigungen müssten mit kaltem Wasser gereinigt werden, heißes Wasser fixiert den giftigen Staub.