Kraftmeierei

02.02.1979

Nach schon bekanntem Marketing-Muster hat der IBM-Geschäftszweig Basis-Datenverarbeitung die Kommunikationsfähigkeiten des Systems /34 verbessert (vgl. Seite 1). Mit erweitertem Cobol, 3270-Emulator und Betriebssystem-Feature für SDLC-Betrieb eignet sich IBMs Dialogcomputer (ursprünglich als "Geheimwaffe" gegen den MDT-Wettbewerb zu sehen) nunmehr auch für Distributed Processing-Aufgaben in einem 370-Verbund. Zur Erinnerung: Für ebendiese Anwendung hat die "Data Processing Division" des Marktführers, Gralshüterin des DV-Professionalismus, im Herbst vergangenen Jahres das Informationssystem 8100 angekündigt.

"BD-Kosaken"'

Derlei Quertreibereien der lnhouse-Konkurrenz halten freilich den BD-Bereich nicht davon ab, in zunehmendem Maße am eigenen (Netzwerk-)Image zu stricken. Wenn man weiter bedenkt, daß den Serie-1-Minis, die bisher eher ein Flop waren, ein zusätzliches Betriebssystem (EDX) verpaßt wurde, dann werden die Autarkie-Bestrebungen der IBM-Basis-Datenverarbeiter greifbar. Daß die "Ease-of-Use"-Generation mit Schrägstrich-Kennung (/34) und die Serie 1 zum jetzigen Zeitpunkt aufgewertet werden, liegt indes weniger am Verhalten des "großen Bruders", der den Serie-E-Pfeil auf der Sehne hat, als vielmehr an der Datenbank des Systems /38, seit kurzem bestes Pferd im BD-Stall.

Die BD-Kosaken sahen wohl schon zu viele /34-Interessenten losrennen, um eine /38-Datenbank zu kaufen, sonst hätten sie den /3-Nachfolger nicht nur mit einem RPG 111-Compiler ausgestattet.

VoilÓ, hier werden beabsichtigte Hardware- und Software-Unverträglichkeiten dazu benutzt, die Anwender in die richtige Koppel zu pferchen - ein Trick, den auch der IBM-Geschäftszweig "Datenverarbeitung" beherrscht (8100 versus 3790).

Massive Werbung neuen Stils (fragwürdige Vorteile werden in den Vordergrund gestellt, aber keine klar definierten Leistungen) soll den Anwender überdies davon ablenken, daß Übergangsmodelle und Lückenbüßer-Systeme den Blick in eine sichere Hardware-Zukunft verstellen.

Was ist beispielsweise davon zu hatten, daß die Broschüren über das System /38 mit Werbesprüchen gespickt sind, deren Aussage vorerst nicht nachprüfbar ist, weil sich die mit langer Lead-Time angekündigte Maschine noch im Prototyp-Status befindet?

Beispiel für Kraftmeierei im Stil der waschmittelwerbung: "Neuer Computertyp" oder "benutzerfreundlicher Dialog in neuer Dimension".

Angeblich beweise der /38-Auftragseingang, daß IBM mit dieser Informationspolitik erfolgreich sei. Bravo: Auch so läßt sich Anwender-Mündigkeit beweisen. Denn

merke: Der Wunsch der Anwender ist IBM Befehl.