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Kräftige Finanzspritze für Level 3

09.07.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine Investorengruppe um Warren Buffetts Investmentfirma Berkshire Hathaway investiert rund 500 Millionen Dollar in Level 3. Der Telekommunikationskonzern verfügt damit über mehr als 1,5 Milliarden Dollar an Barreserven, die er zum Teil für Akquisitionen verwenden will.

Insgesamt 500 Millionen Dollar wollen die drei hochkarätigen Investoren Berkshire Hathaway, Legg Mason und Longleaf Partners Funds in Level 3 stecken. Damit erhält die US-Firma, die wie die gesamte Branche unter Überkapazitäten, sinkender Nachfrage und Preisverfall leidet, neuen Handlungsspielraum. Konkrete Pläne zur Verwendung des Geldes will Chief Executive Officer (CEO) James Crowe zwar nicht verraten. Eine Finanzierung von möglichen Akquisitionen schloss er jedoch nicht aus: “Die zweifellos schwere Krise der TK-Industrie eröffnet finanzstarken Playern außergewöhnliche Chancen - etwa die Übernahme von Wettbewerbern und deren Kunden”, so Crowe.

Für Buffett (der Platz zwei in der Forbes-Liste der 400 reichsten Amerikaner belegt) ist die Investition nicht typisch. Der Finanzgeber, der zu den reichsten Männer Amerikas gehört, stand Technologieaktien bisher sehr skeptisch gegenüber. Trotz der in letzter Zeit wenig rühmlichen Geschäftsergebnisse - im ersten Quartal dieses Jahres hatte Level 3 einen Nettoverlust von 90 Millionen Dollar ausgewiesen - hat Buffett bei dem Unternehmen aus Broomfield, Colorado, aber keine Bedenken. Seiner Ansicht nach ist das erfahrene Management durchaus in der Lage, den Konzern durch schwere See zu steuern. Zudem verfüge Level 3 auch ohne Geldsegen der Investorengruppe über ausreichende Cash-Reserven. "Flüssige Mittel und eine solide Finanzierung sind selten in der TK-Branche. Level 3 hat beides", erklärte Buffett.

Auch Analysten bewerten die Zukunftschancen des Unternehmens positiv. Trotz seiner langfristigen Schulden in Höhe von 6,5 Milliarden Dollar stehe Level 3 im Vergleich zu den meisten anderen Vertretern der Branche noch recht gut da. Viele Wettbewerber - etwa Global Crossing, Williams Communications oder KPN Qwest - mussten in den vergangenen Monaten Gläubigerschutz nach Chapter 11 anmelden. Ob diese Konzerne wieder auferstehen, ist ungewiss: Für Übernahmen hat derzeit kaum jemand Geld. Durch die jetzt zugesagte Finanzspritze verbessert sich die Position von Level 3 nach Einschätzung von Branchenkennern erheblich. Der TK-Anbieter erhalte dadurch die Chance, auf absehbare Zeit Gewinne zu erwirtschaften - vorausgesetzt, die Nachfrage zieht wieder an. (sp)