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KPN: Neuer Chef, neues Glück?

11.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Noch vor seinem offiziellen Einstand als KPN-Chef verfügte Ad Scheepbouver als ersten Amtsakt, die Restrukturierungsarbeiten des Konzerns bis Januar aufzuschieben. Gleichzeitig lockert ein neuer Kredit die drückende Schuldenlast von 22,8 Milliarden Euro. Scheepbouver ist derzeit noch Chairman des niederländischen Post- und Logistikunternehmens TPG, hofft aber, noch vor Anfang nächsten Jahres Paul Smits abzulösen. Smits bleibt im Vorstand und übernimmt den Bereich mobile Kommunikation. Die übrigen Vorstandsmitglieder behalten ihre Positionen.

Scheepbouver hatte die neue Kreditlinie in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, die ein Konsortium von acht niederländischen und internationalen Banken bereitstellen will, als Bedingung für seinen Eintritt gemacht. Das Darlehen ersetzt eine bestehende Finanzierung, die gesperrt wurde, da der niederländische Carrier statt der maximal 17 Milliarden Euro Schulden ein Minus von 22,8 Milliarden Euro anhäufte. Das Darlehen mit einer Laufzeit bis 2004 hilft KPN nach eigenen Angaben zumindest mittelfristig, sein Schuldenloch zu stopfen und die Finanzierung des Konzerns bis Sommer nächsten Jahres sicher zu stellen. Gleichzeitig erhält Scheepbouver etwas Aufschub vor dem Verkauf wichtiger Geschäftsbereiche. In der Zwischenzeit will der künftige Vorstandsvorsitzende versuchen, durch einen verbesserten Cashflow in KPNs Festnetz- und Mobilfunkgeschäft den Wert der Aktie zu steigern. Sheepbouver erhielt mindestens ein Angebot für die mit 13,3 Milliarden Euro verschuldete

deutsche Mobilfunktochter E-Plus, allerdings zu unakzeptablem Preis. Statt dessen erwägt er unter anderem, KPNs Beteiligung am Joint Venture KPN Qwest abzustoßen.

Die Investoren würdigten den Wechsel am KPN-Steuer: Die Aktie stieg am Montag um fast elf Prozent auf 2,63 Euro.