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KPMG droht Klage der US-Börsenaufsicht

23.01.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) plant eine zivilrechtliche Klage wegen Betrugsverdachts gegen die Unternehmensberatung KPMG. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf gut unterrichtete Kreise. Die Klage, die Anfang nächster Woche beim Bezirksgericht in New York eingehen soll, bezieht sich auf die Rolle, die KPMG im Rahmen der Bilanzmanipulationen bei XeroxXerox gespielt hat. Der US-Konzern geriet im April letzten Jahres in den Verdacht, seine Bilanzen mit falsch verbuchten Einnahmen in Höhe von drei Milliarden Dollar künstlich aufgebläht zu haben. Im Laufe der Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Xerox-Verantwortlichen über einen Zeitraum von fünf Jahren den Umsatz des Unternehmens um 6,4 Milliarden Dollar zu hoch

angegeben haben.

Verantwortlich für die Buchprüfung bei Xerox war zum damaligen Zeitpunkt KPMG. Die Börsenaufsichtsbehörde wirft der Unternehmensberatung vor, mit Xerox so enge Verflechtungen eingegangen zu sein, dass eine objektive Buchprüfung zuletzt nicht mehr gewährleistet gewesen sei. Während in der Vergangenheit Prüfer wegen inkompetenter Leistungen von der SEC meist nur abgemahnt oder mit leichteren Strafen belegt wurden, scheint der Fall KPMG schwerer zu wiegen. Hier werfen die Behörden den Beschuldigten vor, aktiv an der Manipulation der Bücher beteiligt gewesen zu sein.

KPMG weist die Vorwürfe zurück. In einem offiziellen Schreiben bekräftigte CEO Eugene O’Kelly, dass seine Firma nach wie vor hinter den Ergebnissen der Xerox-Prüfungen stehe. Diese seien professionell sowie unabhängig erledigt worden und entsprächen den hohen Qualitätsansprüchen von KPMG. Während das Verfahren gegen KPMG erst am Anfang steht, scheint sich in der Klage gegen die beteiligten Xerox-Manager ein außergerichtlicher Kompromiss abzuzeichnen. Danach sollen der ehemalige CEO Paul Allaire und der frühere Finanzchef Barry Romeril eine Strafe in Höhe von drei Millionen Dollar zahlen sowie unrechtmäßig erlangte Gewinne zurückgeben. Außerdem soll beiden Managern für lange Zeit verwehrt bleiben, ein Führungsamt bei einem börsennotierten Unternehmen zu übernehmen. Dies würde bedeuten, dass Allaire seinen Posten im Aufsichtsrat von Lucent aufgeben müsste. Beide ehemaligen Xerox-Manager wie

auch das Unternehmen Xerox haben sich bis heute nicht dazu durchringen können, ein Fehlverhalten im Rahmen der Bilanzfälschungen einzugestehen. (ba)