Grenzen und Möglichkeiten der Standard-Software:

Kostenvorteile wiegen den Individualitätsverlust auf

03.04.1978

PADERBORN (de) - Dem Einsatz "generalisierter Anwendungs-Pakete" waren bisher oftmals Grenzen durch die hohe Akzeptanzschwelle der Anwender gegenüber Standard-Software gesetzt. Der technologische Fortschritt hat viele der Ursachen dafür entschärft und beseitigt, so daß auch beim Anwender Kostenüberlegungen, die für Standard-Software sprechen, eine immer größere Rolle spielen. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Dieter Wendorff, Leiter Produkt/Software-Marketing der Nixdorf Computer AG (Paderborn) zeichnet im folgenden Beitrag die Grenzen und Möglichkeiten der Standard-Software auf.

Komplexe Problemlösungen auf kleinen Systemen sind heute technisch möglich und werden vom Anwender erwartet.

Problemlösungen für weite Aufgabengebiete, wie Finanzbuchhaltung, Lohnund Gehaltsabrechnung, Lagerwirtschaft, die durch gesetzliche Vorschriften, mathematische Zusammenhänge und organisatorische Notwendigkeiten festgelegt sind, bieten sich für Standardisierungen geradezu an. Die Einsicht, daß hier Individualismus Luxus und Verschwendung bedeutet, wächst.

Die Software-Technologie hat Verfahren entwickelt, die es gestatten, unter Optimierung von Programmierung Wartungskosten sehr flexible Programme zu erstellen.

Die Weiterentwicklung in Hardware und Systemsoftware bietet eine hervorragende Möglichkeit, solche generalisierten Anwendungs-Pakete zu unterstützen. So können Funktionen in das Betriebssystem beziehungsweise in die Mikroebene übernommen werden, die einen optimalen Ablauf der generalisierten Anwendungs-Pakete sicherstellen. Auf dieser Basis kann für solche Pakete ein besserer Durchsatz gegenüber den individuellen Programmen erreicht werden.

Ein entscheidendes Kriterium für die Güte eines Standard-Anwendungs-Paketes wird neben Umfang und Flexibilität das Verfahren der Anpassung der generalisierten Problemlösung an die organisatorischen Gegebenheiten des Kunden werden. Ziel ist es, die Anpassung durch den Kunden selbst vornehmen zu lassen. Das bedeutet daß die Generierung auch auf der Kundenanlage möglich sein muß, gesteuert über einen einfachen Dialog.

Grenzen der Standard-Software liegen einmal dort, wo Spezial-Aufgaben zu lösen sind. Einschneidender sind aber die Grenzen, die für Software generell gelten: Ein Software-Produkt bindet während seiner Lebensdauer für Wartung und Änderungen erhebliche Personalkapazitäten. Diese sind nur begrenzt erweiterbar, während die Menge der möglichen Problemlösungen unabsehbar wächst. Software-Hersteller werden sich deshalb auf bestimmte Aufgabengebiete beschränken müssen. Die Konsequenz ist, daß auch dem einzelnen Kunden Möglichkeiten gegeben werden müssen, selbst Programme zu entwickeln.