Jahresgewinn der deutschen Tochter sinkt um 28 Prozent

Kostenstruktur und Discounts fressen HPs Umsatzwachstum auf

30.11.1990

PALO ALTO (CW) - Die Hewlett-Packard Co. machte im vergangenen Jahr bei elf Prozent mehr Umsatz mit 739 Millionen Dollar elf Prozent weniger Gewinn als 1989. Analysten machen dafür zu hohe operative Ausgaben des Unternehmens, sinkende Margen und die schwache Konjunktur in USA verantwortlich. Sie sehen deshalb ein schwieriges Jahr für HP heraufziehen.

Im vierten Quartal des am 31. Oktober 1990 zu Ende gegangenen Geschäftsjahres mußte das Unternehmen sogar eine Gewinneinbuße von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 202 (246) Millionen Dollar hinnehmen. Der Grund liegt im unverhältnismäßig hohen Anstieg der Gesamtkosten. Sie stiegen mit neun Prozent auf 3,262 (2,991) Milliarden, wobei der Umsatz lediglich um sechs Prozent auf 3,58 (3,38) Milliarden Dollar kletterte.

"Obwohl wir bei der Kostenreduktion Fortschritte gemacht haben, konnten wir in diesem Quartal noch nicht den vollen Nutzen aus unseren diesbezüglichen Aktivitäten ziehen", sagte HP-Präsident und Chief Executive Officer John Young gegenüber dem "Wall Street Journal" (siehe auch CW Nr. 42 vom 19. Oktober 1990, Seite 6, "Reorganisation soll Geschäft mit PCs und Workstations beleben").

Der Auftragseingang wuchs hingegen kräftig um insgesamt zehn Prozent auf 3,46 (3,15) Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Davon kamen Aufträge im Wert von 1,6 Milliarden (plus drei Prozent) aus den USA und für 1,9 Milliarden Dollar (plus 16 Prozent) von außerhalb Nordamerikas.

Im gesamten Fiskaljahr 1990 wuchsen Ordereingang und Umsatz gleichermaßen um elf Prozent. Dabei kamen Aufträge im Wert von 7,34 Milliarden aus dem Ausland (plus 13 Prozent) und für 6,14 Milliarden Dollar (plus acht Prozent) aus den USA. Dem auf 13,23 Milliarden Dollar gestiegenen Absatz standen allerdings auch im gesamten Jahr um 13 Prozent höhere Kosten gegenüber, die insgesamt mit 12,07 Milliarden Dollar beziffert wurden. Wohl nicht zuletzt deshalb erklärte Young, daß "wir auch im kommenden Jahr unsere Umsätze steigern und unsere Kosten reduzieren wollen".

Während sich der HP-Chef nach eigener Aussage dem "neuen Geschäftsjahr mit einiger Vorsicht" nähern will, gehen Insider davon aus, daß dem Computer- und Meßgerätehersteller angesichts der schwächelnden US-Wirtschaft ein sehr schwieriges Jahr bevorsteht, wenn er seine Kostenstruktur nicht in den Griff bekommt.

Wie das Unternehmen weiter mitteilte, stieg Richard Hackborn, der erst im vergangenen Monat zum Vice-President ernannt wurde und der neu eingerichteten Computer Products Organization vorsteht, zum Executive Vice-President auf. Damit steht er wieder auf der gleichen Stufe in der Hierarchie wie Lewis E. Platt, der die Weihen des Executives schon im vergangenen Monat erhielt, als er Leiter der Computer Systems Organization wurde. Beide Manager gelten als die aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge Youngs.

Auch für HP-Deutschland scheinen magere Zeiten angebrochen zu sein. Zwar verzeichnete man in Böblingen einen Umsatzanstieg um 7,2 Prozent auf 4,06 Milliarden Mark, aber der Gewinn sank gegenüber dem Vorjahr um 28,6 Prozent auf 59,2 (82,91) Millionen Mark. Das Unternehmen macht für diese Einbuße in erster Linie den anhaltenden Verfall des Dollars verantwortlich.