Unternehmensgründer verabschiedet sich

Kostensenkungen sollen Lobster wieder wieder flottmachen

10.03.2000
MÜNCHEN (CW) - Kehraus bei der Berliner Lobster Technologie Holding. Gerade erst zum Finanzvorstand berufen, übernimmt Thomas Strobl nun die Steuerung des Storage-Spezialisten. Firmengründer Alexander von Troschke sowie der frühere Finanzvorstand Matthias Woppmann legten ihre Ämter auf eigenen Wunsch zum 29. Februar nieder.

Nicht nur die beiden Vorstände verabschieden sich von dem Unternehmen, auch knapp ein Drittel der Stammbelegschaft soll im Zuge der Umstrukturierung den Hut nehmen. Bis Ende Mai werde die Zahl der Mitarbeiter von 137 im Dezember auf 99 Beschäftigte reduziert sein. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr 1998/99 (Ende 30. Juni) präsentierte das Unternehmen einen unerwartet hohen Verlust von sieben Millionen Mark. Damals hieß es noch, der Wechsel vom Berliner Freihandel an den Neuen Markt sowie Kosten für Produkt- und Personalentwicklung seien für das negative Ergebnis verantwortlich. Doch das alleine kann es nicht gewesen sein, denn Anfang Februar musste Lobster seine Prognosen für das aktuelle Fiskaljahr revidieren und ein weiteres Minus im operativen Bereich von rund zehn Millionen Mark in Aussicht stellen. Im ersten Halbjahr 1999/2000 wurde ein Umsatz von 18 Millionen Mark sowie ein Vorsteuerergebnis von minus 6,8 Millionen Mark erzielt.

Das wegen des Jahr-2000-Problemes schwächelnde Reseller-Geschäft der Tochter Lobster Computer Concept sei wohl überschätzt worden, räumte Stefanie Hartge, zuständig für Investor Relations bei Lobster, gegenüber der CW ein. Hinzu kam eine zu breit angelegte Produktpalette, neben dem Speichergeschäft mischte man softwareseitig auch bei ERP- und B-to-B-Lösungen mit. Außerdem sei die Geschäftsstrategie stärker auf Technik denn auf den Verkauf ausgerichtet war. Bei den negativen Zahlen wundert es dann auch nicht weiter wenn Lobster auch einen Vertrauenssverlust bei den Investoren sieht. Seit März letzten Jahres rutschte der Kurs von über 45 Euro auf unter 15 Euro.

Nun will sich die Holding durch Kosteneinsparungen und wesentliche Umstrukturierungen aus den roten Zahlen herausarbeiten. Allein von den Entlassungen verspricht man sich eine Senkung der jährlichen Fixkosten um rund drei Millionen Mark; weitere 500000 Mark werden durch die Zusammenlegung der beiden Berliner Büros sowie nicht näher erläuterte "punktuelle Maßnahmen" wegfallen.

Nun will man sich wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren. Obwohl nach Firmenangaben das Geschäft mit der Softwaretochter Mention zufriedenstellend laufe, bemühe man sich derzeit, mindestens 75 Prozent des Unternehmens zu veräußern. Die drei Geschäftsbereiche Distribution, Enterprise Solutions und OEMs werden sich ausschließlich auf den Markt für Speicherlösungen ausrichten. Im Produktionsbereich hofft Lobster durch Standardisierungen im Produktprogramm sowie Auslagerungen bestimmter Prozesse auf weitere Einsparungen bis zu einer Million Mark.

Außerdem sollen bis Ende Juni dieses Jahres die Tochtergesellschaften Lobster Computer Concept, Addit und Novotec mit dem Mutterhaus verschmolzen werden. Gleichzeitig wird die Holding dann in Lobster Storage Solutions AG umbenannt. Um flexibler und schneller auf Marktentwicklungen reagieren zu können, soll der Konzernvorstand so künftig direkt in das operative Geschäft eingebunden werden.