Mit Tablet und Smartphone in den Urlaub

Kostenfalle Datenroaming im Ausland

21.05.2015
Von  und
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Thomas Joos ist freiberuflicher IT-Consultant und seit 20 Jahren in der IT tätig. Er schreibt praxisnahe Fachbücher und veröffentlicht in zahlreichen IT-Publikationen wie TecChannel.de und PC Welt.

Tipps und spezielle Tarife

Vielsurfer sollten zudem überlegen, ob sie die anfallende Datenmenge noch weiter reduzieren können. Ein Ansatz hierzu ist etwa die Nutzung des Browsers Opera Mini, der unter anderem für iPhone und Android erhältlich ist. Sein Hersteller verspricht je nach Web-Seite eine Einsparung von bis zu 90 Prozent. Erreicht wird dies dadurch, dass nicht direkt auf eine Web-Seite zugegriffen wird, sondern über einen Proxy-Server des Herstellers. Dort werden die Seiten für die Darstellung auf den mobilen Endgeräten optimiert und dabei gleichzeitig die zu übertragende Datenmenge reduziert.

Reisende, die unterwegs ein Notebook nutzen, sollten sich fragen, ob sie beim mobilen Surfen wirklich hochauflösende Bilder oder bewegte Animationen benötigen. Wird darauf verzichtet, so lässt sich das übertragene Datenvolumen drastisch verkleinern und so Geld sparen. Entsprechende Tools offerieren eigentlich alle großen Netzbetreiber auf ihren Web-Seiten. So bietet etwa Vodafone einen Performance Manager, der auch in der Dashboard-Software für Datenkarten und -sticks integriert ist.

Hochauflösende Bilder und bewegte Animationen: Wer darauf verzichtet, kann so seine Roamingkosten senken.
Hochauflösende Bilder und bewegte Animationen: Wer darauf verzichtet, kann so seine Roamingkosten senken.
Foto: Deutsche Telekom

Für vielreisende Business-Kunden offerieren beispielsweise Vodafone oder O2 Telefonica zudem noch Tarife, bei denen bereits ein Datenvolumen für die Datennutzung im EU-Ausland sowie die LTE-Nutzung in Deutschland inkludiert ist. Letztlich ist von Fall zu Fall mit spitzem Bleistift nachzurechnen, ob sich diese Tarife wirklich lohnen, oder ob man nicht mit einem der Reisepakete günstiger fährt. Generell ist es empfehlenswert, sich vor der Reise über entsprechende Optionen zu informieren. Die Preise ändern sich häufig sehr schnell. Bei der Recherche helfen Internetseiten wie teltarif.de oder handytarife.de. Auch die Seite billiger-telefonieren.de bietet umfangreiche Informationen zum Thema an.

Damit erschöpft sich denn auch das Sparpotenzial beim Datenroaming, wenn der Anwender für Auslandsreisen keine weiteren Vertragsbeziehungen mit anderen Mobilfunkanbietern eingehen will. Wer nicht warten will, bis es passende Tarife gibt, kann mit einigen einfachen Kniffen im Ausland andere Anbieter nutzen und so das teure Roaming umgehen. Naheliegend ist dabei etwa die Nutzung von öffentlichen WLAN-Hotspots. Im Gegensatz zu Deutschland ist die WLAN-Nutzung in den meisten ausländischen Hotels mittlerweile kostenlos und selbst das Surfen in einem kostenpflichtigen Hotspot ist meist günstiger als das Datenroaming. Eine andere Option ist die Nutzung von ausländischen Mobilfunk-SIM-Karten des jeweiligen Reiselandes. Wer hier Sprachschwierigkeiten bei der Freischaltung befürchtet, kann entsprechende Karten bereits in Deutschland ordern. Für Anwender, die im Ausland mit mehreren Endgeräten online gehen wollen könnte, ein anderer neuer Service von Interesse sein: so genannte Miet-Router oder Miet-Hotspots. Dabei handelt es sich um kleine Mobilfunk-fähige WLAN-Router, die von den Anbietern gleich mit den SIM-Karten für das jeweilige Reiseland vermietet werden.

In jedem Fall sollten Sie sich vor einer Auslandsreise bei Ihrem Anbieter darüber informieren, welche Kosten entstehen, wo die Grenzwerte liegen und was Sie bezüglich des Roaming beachten müssen. Gibt es ein Paket, können Sie es buchen, wenn am Aufenthaltsort im Ausland kein WLAN-Hotspot zur Verfügung steht. Deaktivieren Sie Updates in die Cloud und andere Verbindungen, wie das Sichern von Fotos über die Datenleitung. Wer häufiger im Ausland unterwegs ist, sollte sich das Anschaffen eines zweiten Smartphones überlegen, das nur im Ausland genutzt wird. Schalten Sie auf dem zweiten Smartphone das Tethering an, kann sich Ihr anderes Smartphone/Tablet über die günstige Leitung mit dem Internet verbinden. Nur dadurch haben Sie Kostenklarheit, denn die Grenzwerte und Preise ändern sich ständig, sind kaum durchschaubar und vor allem sehr unzuverlässig.

Die EU bleibt weiter an dem Thema dran. Lettland, das derzeit die Ratspräsidentschaft innehat, will Roaminggebühren beispielsweise ganz abschaffen. Allerdings sieht es EU-weit nicht danach aus; Roaming soll beibehalten werden. (cvi)