Sparen durch die Cloud-Migration

Kostenfaktoren in der Cloud

31.05.2012
Von John Young

Praxisbeispiel in der Cloud

Das Beispiel eines Konzerns aus der Medienbranche soll das Vorgehen illustrieren. Das Unternehmen betreibt mehr als 15 B2B-Informationsdienste, elektronische Datenbanken und veröffentlicht diverse Publikationen. Es ist in mehreren Geschäftseinheiten organisiert. Sein Alleinstellungsmerkmal ist es, zeitkritische Preis-, Produkt- und Technikinformationen zu liefern.

Die Ausgangslage

Nach zehn Jahren Wachstum, Akquisitionen und Produkterweiterungen hatte sich eine dezentrale, ineffiziente IT-Infrastruktur ausgeprägt. Durch geerbte Serviceverträge sah sich der Konzern nicht in der Lage, Skaleneffekte zu nutzen. Die Situation verschärfte sich dadurch, dass die Anforderungen der Fachbereiche an Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit stiegen.

Der Weg in die Cloud erschien vor diesem Hintergrund als probates Mittel, um Kosten zu sparen, die Services zu verbessern und die Reaktionsschnelligkeit zu steigern. Für die Wahl des passenden Konzepts konzentrierte sich das Unternehmen auf die folgenden Fragen:

  1. Welche Anwendungen sind geeignete Kandidaten für die Cloud?

  2. Welche Anbieter kommen in Frage?

  3. Wann soll die Migration beginnen?

Das Vorgehen

Das Projektteam erarbeitete einen detaillierten Migrationsplan, der unter anderem die Übergabe der Betriebsverantwortung an die Provider umfasste. In Workshops mit Vertretern der verschiedenen Geschäftseinheiten wurden die Hosting-Anforderungen der diversen IT-Services untersucht und analysiert. Für jede Anwendung wurde ein Cloud-Risikoprofil mit folgenden Punkten erstellt:

  • Geschäftsrisiken,

  • Finanzrisiken,

  • Betriebsrisiken,

  • Performance-Risiken;

  • Technologierisiken.

Zusätzlich wurden Transaktionsmengen, Sicherheitsrisiken, Forderungen der zuständigen Aufsicht und Service-Levels berücksichtigt. Das Ergebnis war eine Hosting-Empfehlung sowie eine Kosten- und Risikoeinschätzung für jede Anwendung. Auf Basis der definierten Ziele - vorrangig Kostensenkung, aber auch Zuverlässigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit - wurde folgende Empfehlung ausgesprochen:

  • Migration der ausgewählten Anwendungen zu einem IaaS-Anbieter mit der Option, weitere Anwendungen zu migrieren, sobald sie Cloud-fähig werden.

  • Firmenweite Konsolidierung aller Produktionsanwendungen zu einem einzigen Anbieter für jegliche Arten von Hosting-Services (Colocation, Managed Services, Private sowie Public Cloud).

Mittels einer strukturierten Ausschreibung wurden zunächst zwei Finalisten ermittelt, in iterativen Preisverhandlungen fiel schließlich die endgültige Auswahl. Ergebnis war eine einheitliche Sourcing-Strategie aus einer Hand für die globalen Anwendungen. Das Unternehmen entschied sich, einen Provider mit dem Betrieb all seiner Infrastrukturdienste in Form von Managed Services zu beauftragen. Der Anbieter entwickelte für das Unternehmen schließlich einen Mix aus Private- und Public-Cloud-Services.

Das Ergebnis

Unterm Strich wurden die jährlichen Hosting-Kosten halbiert. Zudem kann der Konzern nun auf Basis seiner skalierbaren Cloud-Services schnell und flexibel auf spontane Geschäftsanforderungen reagieren.

Ausblick

Dem breiten Einsatz von Public-Cloud-Lösungen, die die größten Kosteneinsparungen versprechen, stehen neben Datenschutzbedenken auch fehlende Industriestandards im Weg. Die aktuellen Cloud-Angebote sind daher unter Kostenaspekten schwer vergleichbar. Das Cloud Services Measurement Initiative Consortium (CSMIC, http://www.cloudcommons.com/sk/web/csmic/home) versucht hier Abhilfe zu schaffen. Ein Service Measurement Index (SMI) soll Cloud-Dienste vergleichbar machen.

Um die teils signifikanten Sparmöglichkeiten in der Cloud auszuschöpfen, ist zudem ein technisches Umdenken erforderlich. Anwendungen müssen stärker unter Aspekten wie Service-oriented Architecture (SOA), Browser-Frontends und Lauffähigkeit in einer virtuellen Umgebung entwickelt werden.

Fazit

Der Einsatz von Cloud-Computing-Angeboten und verwandten Techniken kann sehr wohl Kosten sparen. Die wesentlichen Hebel dafür sind die erhöhte Auslastung der Hardware, Skaleneffekte und Standardisierung. Voraussetzung ist, die richtigen Services für die Migration in die Cloud auszuwählen, und die Bereitschaft, sich auf Standardisierung in der Anwendungsnutzung sowie auf einen Paradigmenwechsel in der Entwicklung einzulassen. Das größte Potenzial versprechen Public-Cloud-Dienste, doch auch mit Auslagerungsprojekten können Kunden sparen, denn nach Einschätzung der Beratungspartner der ISG werden in Zukunft etwa 50 Prozent der neuen Outsourcing-Verträge Cloud-Komponenten enthalten. (jha)