Bislang nur in Deutschland aktiv, aber

Kooperationen sollen Alldata Tor zum Europa-Markt öffnen

07.08.1992

MÜNCHEN (bk) - Große Ziele hat die Münchner Alldata GmbH. Die auf den Banken und Versicherungssektor spezialisierte Unternehmensgruppe will eines der großen Software- und Beratungsgesellschaften in Deutschland und in Europa werden. Zumindest der internationale Anspruch dürfte sich indes nicht allzu schnell erfüllen. Bislang ist Alldata ein rein nationaler Player.

Daß sich das Management die Erfolgslatte der 1970 gegründeten Alldata sehr hoch gelegt hat, bestreitet Michael Krings, Vorsitzender der Geschäftsführung der Alldata GmbH, nicht. Er schränkte denn auch gleich ein, daß vor allem die Europa-Ambitionen eher ein mittel- bis langfristiges Ziel seien, zumal man dieses sicher nicht im Alleingang erreichen könnte. Hilfestellung erhofft sich Krings durch Beteiligungen und Kooperationen, so beispielsweise

mit europäischen Herstellern, die Beratungsaktivitäten aufbauen wollen.

Zunächst einmal muß sich Alldata darauf konzentrieren, die Aktivitäten im deutschen Markt ausgewogener zu gestalten. Noch macht nämlich der in Form einer Managementholding organisierte Unternehmensverbund, der sich derzeit aus zehn Gesellschaften zusammensetzt den Großteil des Umsatzes mit Beratung. Dieser Geschäftsbereich steuerte im Geschäftsjahr 1991 in dem I43 Millionen Mark erwirtschaftet wurden (gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Plus von zehn Prozent), allein 76,2 Millionen Mark bei, was einen Anteil von 54 Prozent bedeutet. Rund 44 Millionen Mark nahm Alldata mit den Rechenzentrumsaktivitäten ein, die damit 31 Prozent zum Gesamtergebnis beitrugen, während der Produktbereich mit 21,7 Millionen Mark bislang nur 15 Prozent ausmacht. Ziel laut Krings ist es, eine Gleichverteilung der drei Geschäftsbereiche zu schaffen. Künftig solle jede "Säule" je ein Drittel der Aktivitäten ausmachen. Für 1992 ließe sich dies allerdings noch nicht realisieren.

Auch bei den Zielmärkten ist Alldata noch zu sehr auf den Banken- und Versicherungsbereich beschränkt. Hier wurde 1991 ein Umsatz von zusammengenommen 88,1 Millionen Mark erzielt. Allerdings, so Krings, sei man dabei, auch in den Segmenten Energieversorgung und Handel Fuß zu fassen. Beide Branchen steuerten zum Gesamtumsatz rund 29 Millionen Mark bei. Nicht mehr im Firmenverbund ist der Bereich

Debitkarten, der 1991 einen Umsatz von rund 12,2 Millionen Mark erzielte. Die Alldata Abrechnungs- und Sicherheitssysteme GmbH wurde an das Management verkauft.

DVZ arrondieren neue Geschäftsfelder

Daß es Krings dennoch ernst ist mit seinen Expansionsplänen beweisen die jüngsten Akquisitionen in den neuen Bundesländern. Von der Treuhandanstalt wurden im Juni die drei ehemaligen Datenverarbeitungszentralen (DVZ) in Dresden, Potsdam und Rostock erworben und als eigenständige GmbHs in den Alldata-Verbund integriert.

Zuzüglich zum Kaufpreis, den Geschäftsführer Max Ostermeier nicht nennen wollte, wird sich das Software und Beratungshaus das ostdeutsche Engagement bis 1996 etwa 230 Millionen Mark Kosten lassen - davon fließen 180 Millionen Mark in Immobilien - Sanierung und Neubauprojekte sowie ein Bauvorhaben in Dresden - und 50 Millionen Mark in Infrastruktur der Betriebe, Mitarbeiterqualifizierung, Technik sowie Produktentwicklung.

Darüber hinaus mußte das Alldata-Management den Erhalt von 900 Arbeitsplätzen garantieren. Von vormals insgesamt mehr als 3000 Mitarbeitern der DVZ werden laut Ostermeier etwa 630 weiterbeschäftigt, davon 240 in Dresden, 260 in Potsdam und 130 in Rostock. Die restlichen zugesagten Arbeitsplätze sollen im Rahmen der Neubaumaßnahmen in Dresden entstehen.

Die Alldata-Manager setzen große Hoffnungen in das Ost-Engagement. Zum einen sollen die DVZ neben ihren angestammten Schwerpunktleistungen neue Zielmärkte erschließen - in Dresden ist dabei an den Öffentlichen Dienst gedacht in Potsdam an den Umweltschutz und in Rostock an das Touristik- sowie Verkehrswesen - , zum anderen sollen sie als Sprungbrett für Osteuropa dienen. So eröffnete Alldata bereits zwei Büros in Prag und Kiew.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Alldata-Chef damit daß die DVZ rund 60 Millionen Mark zum Gesamtumsatz beisteuern. Da er zudem vom "alten" Alldata-Verbund eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent erwarte so Krings weiter, werde man für 1992 Gesamteinnahmen von rund 215 Millionen Mark erzielen.