Kooperation mit Unisource Infonet will mit neuer Technik weiterhin weltweit Flagge zeigen

20.10.1995

GENF (gh) - Im Zeitalter fast taeglich neu entstehender strategischer Allianzen wirkt die 1970 gegruendete Infonet Services Corp. fast wie ein Dinosaurier. Oft schon totgesagt, nutzte das internationale Konsortium die Telecom '95 in Genf, um sich mit einer Reihe von Ankuendigungen wieder in Erinnerung zu rufen. Dies gilt vor allem fuer Kooperationen, unter anderem mit Unisource und Northern Telecom, die dazu beitragen sollen, das Infonet-Spektrum an Mehrwertdiensten weiter auszubauen.

Totgesagte leben laenger - dies war offenkundig das Motto, unter das Infonet-Chairman Jose Collazo den Auftritt seiner Company auf dem Genfer Telecom-Spektakel stellte. Nicht umsonst, denn in den vergangenen Monaten war von Kennern der Szene unterschwellig immer wieder die Frage nach der Zukunft von Infonet gestellt worden. Dies um so mehr, als sich demnaechst aller Voraussicht nach die Joint-venture-Plaene der bisherigen Hauptanteilseigner Deutsche Telekom und France Telecom sowie deren Beteiligung am US-Carrier Sprint konkretisieren. "Die Wall Street interessiert sich nicht fuer unsere Beteiligungsverhaeltnisse, sondern fuer die Einhaltung des Business-Plans", gab sich Collazo kaempferisch, was die Perspektiven des Unternehmens angeht.

Vertragstreue und funktionierende Dienste

Rueckendeckung erhielt der Infonet-Chef von Micheline Wens, Geschaeftsfuehrerin der Infonet Network Services GmbH. Der geplante Ausstieg von Telekom und France Telecom aus Infonet (Beide Carrier halten derzeit noch je acht Prozent der Infonet-Anteile und verkaufen diese an die uebrigen Gesellschafter, sobald "Atlas" und "Phoenix" genehmigt sind) habe, so Wens, keinerlei Konsequenzen fuer die Handlungsfaehigkeit des Unternehmens. Man werde Vertragstreue gegenueber den Kunden an den Tag legen und weiterhin die gesamte Servicepalette anbieten, solange "Atlas und Phoenix dies nicht koennen".

Geruechte ueber eine Beteiligung von AT&T an Infonet wurden von Collazo entschieden dementiert; als Gesellschafter duerften demnach auch in Zukunft Belgacom, die australische Telstra, die spanische Telefonica Internacional, die japanische KDD, die PTT Niederlande, die schwedische Telia sowie die schweizerische PTT fungieren. Der 80-Prozent-Anteil der Telekom an der deutschen Infonet GmbH wird, wie in Genf unter der Hand bestaetigt wurde, wohl von der Muttergesellschaft uebernommen werden.

Bereits fixiert ist hingegen eine weltweite Kooperation mit dem, wenn man so will, europaeischen Pendant zu Infonet, naemlich Unisource. Die Verantwortlichen beider Allianzen gaben auf der Telecom '95 offiziell die Zusammenschaltung ihrer Datennetze bekannt. Die Vereinbarung umfasst, wie es hiess, globale X.25-, SNA- , Waehl- und virtuelle Services sowie die gemeinsame Investition in eine neue Switching-Plattform. Unisource wird dabei das "World Network" von Infonet einsetzen, um die eigene Reichweite auf weltweit 165 Laender auszudehnen. Infonet kann im Gegenzug seinen Kunden die auf Europa fixierten Unisource-Services anbieten.

Darueber hinaus wurde mit Northern Telecom (Nortel) ein Millionen Dollar schwerer Vertrag zur Implementierung einer neuen Backbone- Infrastruktrur abgeschlossen. Basis hierfuer sind Nortels "Magellan-Passport-160-Switches" fuer ein sogenanntes Trunk-Level- Switching im Kern-Backbone. Der Backbone soll nach den Vorstellungen von Infonet die Konsolidierung des globalen Datenaufkommens mit variablen Bitraten sowie die Bereitstellung des gesamten Diensteportfolios - darunter X.25-Services, virtuelle Netze sowie die Infolan-Dienste - in einer einheitlichen Infrastruktur ermoeglichen.