Konzerntochter belastet Siemens-Bilanz Trotz Verlustabbau: SNI steckt noch tief in den roten Zahlen

18.11.1994

MUENCHEN (CW) - Um 16 Prozent verringern konnte die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) ihre Verluste im Geschaeftsjahr 1993/94. Das ist aber auch die einzige positive Nachricht. Denn das Minus belaeuft sich immerhin auf 350 Millionen Mark, der Umsatz sinkt weiter. Damit ist SNI immer noch das Siemens-Sorgenkind Nummer eins.

Die SNI AG hat seit ihrer Gruendung vor vier Jahren ihrer Mutter Siemens AG Verluste in Hoehe von ueber zwei Milliarden bereitet. Bei der Umsatzentwicklung kann SNI ebenfalls nichts Positives berichten. Nahm die Siemens-Tochter im Geschaeftsjahr 1992/93 noch 11,9 Milliarden Mark ein, sank dieser Betrag jetzt um knapp zwei Prozent auf 11,7 Milliarden Mark.

Im internationalen Markt kann sich SNI nach wie vor nur schwer behaupten, ein Umstand, den der neu gekuerte SNI-Chef Gerhard Schulmeyer dringend aendern moechte. Nach seiner Vorstellung soll kuenftig je ein Drittel der Einnahmen aus Deutschland, Europa und USA stammen. Von diesem Ziel ist er jedoch noch weit entfernt. Im Fiskaljahr 1990/91 rekrutierte SNI 38 Prozent des Umsatzes aus dem Auslandsgeschaeft, jetzt betrug dieser Anteil nur noch 35 Prozent.

Der Personalabbau bei SNI geht weiter

Obwohl SNI nach wie vor tief in der Verlustzone steckt, rechnet Schulmeyer damit, im naechsten Jahr von schwarzen Zahlen berichten zu koennen. Bei dieser Prognose laesst er allerdings die Restrukturierungskosten aussen vor - und diese fallen bei SNI nach wie vor in betraechtlicher Hoehe an. Verantwortlich hierfuer sind Ausgaben fuer Umstrukturierungen und Personalkuerzungen. So baute der DV-Hersteller im letzten Fiskaljahr rund 4000 von insgesamt 43 300 Stellen ab. Im naechsten Jahr wird SNI "mindestens 2000" Mitarbeiter weniger beschaeftigen als heute, so Schulmeyer.

Fuer 1995 prognostiziert er ein Umsatzwachstum zwischen vier und fuenf Prozent. Zu schaffen macht ihm vor allem der Preisverfall im DV-Markt, der "SNI im letzten Jahr rund 900 Millionen Mark kostete". Er schaetzt, dass diese Entwicklung 1995 noch staerker zum Tragen kommen wird.

Ein besseres Ergebnis kann dagegen die Konzernmutter vorweisen. Um vier Prozent auf 84,6 Milliarden Mark stieg der Umsatz der Siemens AG im Fiskaljahr 1993/94, das am 30. September zu Ende ging.

Nicht zufriedenstellend lief das Inlandsgeschaeft, das 35,8 Milliarden Mark und damit um vier Prozent weniger einbrachte als im Jahr zuvor (37,3 Milliarden). Diese Negativentwicklung ausgleichen konnte der Konzern mit gestiegenen Einnahmen aus dem Ausland. Hier wuchs der Umsatz um zehn Prozent auf 48,8 Milliarden Mark. Damit stammen knapp 58 Prozent des Siemens-Umsatzes von ausserhalb Deutschlands.

Trotz der Mehreinnahmen musste Siemens einen Ergebnisrueckgang von 1,98 Milliarden auf 1,65 Milliarden Mark hinnehmen. Durch den ausserordentlichen Ertrag aus dem Verkauf der Herzschrittmacher- Aktivitaeten in Hoehe von 344 Millionen Mark belaeuft sich der Jahresueberschuss nach Steuern auf 1,99 Milliarden Mark (im Vorjahr 1,98). Gut entwickelt hat sich der Umsatz im Halbleiterbereich.