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Konzerne wollen Online-Handel weltweit regeln

13.08.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Firmen aus aller Welt wollen mit Selbstverpflichtungen und gemeinsamen Standards den Handel im Internet vereinheitlichen und damit zum Durchbruch verhelfen. Die Vorschläge der Unternehmensinitiative sollen auf einer Konferenz am 13. September in Paris vorgestellt werden. Unter anderem werden dort Wirtschaftsminister Werner Müller sowie Regierungs- und Wirtschaftsvertreter aus Frankreich, den USA und Japan erwartet.

Die Global Business Dialogue in Electronic Commerce, kurz GBDe, der mehrere hundert Unternehmen angehören, will einen Dialog auf höchster Ebene zwischen Wirtschaft, Regierungen und internationalen Organisationen anregen. "Wir können es uns volkswirtschaftlich nicht leisten, durch einen Flickenteppich aus unterschiedlichen Gesetzen in verschiedenen Ländern den grenzüberschreitenden E-Commerce faktisch zu blockieren", erklärte der GBDe-Vorsitzende und Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff.

Politik und Wirtschaft müßten enger kooperieren, um die Wachstums- und Beschäftigungspotentiale des globalen Handels über das Internet freizusetzen. Nationale Einzelregelungen würden dem grenzübergreifenden Charakter des Internet aber in keiner Weise gerecht. Ziel der internationalen Wirtschaft müsse es sein, durch "effektive Selbstregulierung" staatlicher Überregulierung zuvorzukommen. Wo eine gesetzliche Regelung in Form von internationalen Mindeststandards notwenig sei, wie etwa beim Jugendschutz, werde die Unternehmsinitiative der Politik konkrete Vorschläge unterbreiten.

Durch eine von der internationalen Wirtschaft angestrebten Ordungsrahmen lasse sich auch die Auslieferung im Internet bestellbarerer aber beispielsweise in Deutschland verbotener Nazi-Bücher verhindert werden, sagte der Bertelsmann-Chef Middelhoff. Das Simon-Wiesenthal-Center hatte vor einigen Tagen schwere Kritik an den amerikanischen Online-Buchläden Amazon.com und Barnesandnoble.com geübt. Ihnen wird vorgeworfen, Adolf Hitlers „Mein Kampf“ und andere Nazi-Literatur unerlaubterweise nach Deutschland zu vertreiben. Die Bertelsmann AG ist zu zirka 40 Prozent an Barnesandnoble.com beteiligt.

Der GBDe, dem unter anderem Bertelsmann, Time Warner, IBM und Daimlerchrysler angehören, hat sich in den vergangenen Monaten Arbeitsgruppen auf gemeinsame Positionen in Fragen des Urheberrechts, der Sicherheitsstandards, des Datenschutzes, der Haftung und der Werbung verständigt.