Konzerne etablieren eigene Jobbörse

28.04.2003
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Jobs ohne Werbepause

Puristisch und ohne überflüssige Features möchte sich www.jobstairs.de seinen Besuchern präsentieren. „Die Technik dahinter sollte möglichst einfach sein. Über eine XML-Schnittstelle können wir die Plattform direkt an unser Bewerbungssystem im Unternehmen anbinden“, erklärt die BMW-Personalexpertin. Der Münchner Autobauer gehört zur Gruppe der Initiatoren, die von Anfang an das Projekt mitgetragen und eine eigenständige Lösung favorisiert haben. Dass die gesuchten, hoch qualifizierten Bewerber online auf Arbeitssuche gehen, davon ist die Projektleiterin überzeugt. „Gerade Entwicklungsingenieure und IT-Spezialisten nutzen das Netz verstärkt zur Jobsuche. Schon heute bewerben sich rund 30 Prozent der künftigen Angestellten von BMW über das Internet.“

Momentan bietet das Jobportal zirka 2500 Stellenangebote von 27 deutschen Großunternehmen. Doch wie finden die gesuchten, hoch qualifizierten Bewerber die neue Jobbörse? Die bereits etablierten Stellenmärkte mussten dafür große Summen in Marketing-Maßnahmen stecken, um ihren Namen in das Blickfeld eines breiten Publikums zu rücken. Jobstairs setzt in diesem Punkt auf das gute Image der Branchengrößen. „Nachwuchskräfte und Hochschulabsolventen nutzen schon heute die Karriereseiten von großen Unternehmen. Dort finden sie jetzt zusätzlich das Logo und den Verweis auf Jobstairs, dazu haben sich die teilnehmenden Unternehmen verpflichtet“, erklärt Jäger eine Werbestrategie des neuen Portals. Mit dieser Huckepack-Methode hoffen die Beteiligten, ihre Marke zu positionieren, weitere Marketing-Aktionen sollen folgen.

Die Jobbörsen sehen die neue Konkurrenz noch überwiegend gelassen und bezweifeln deren Erfolg. Holger Lietz, Vice President Marketing von Jobpilot, setzt auf das eigene Angebot und die starke Position als Nummer eins unter den deutschen Stellen-Boards. „Die Kandidaten gehen auf die Sites, die ihnen bekannt vorkommen. Wir haben 600 000 Besucher im Monat und bieten Zusatzleistungen für diese an.“ Michael Weideneder, Geschäftsführer von Stellenanzeigen.de, möchte zunächst abwarten, wie sich die Konkurrenz entwickelt. „Eine professionelle Jobbörse ist mit hohen Kosten verbunden. Ob das neue Angebot günstiger arbeiten kann als die eingeführten Börsen, ist fraglich.“

Willkommen im Club

Die an Jobstairs beteiligten Unternehmen halten sich mit konkreten Zahlen zu den anfallenden Kosten zurück. Allerdings versprechen sie sich ein deutliches Einsparpotenzial. Das Finanzierungsmodell setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Neben einer festen Summe für die Entwicklung zahlen die Beteiligten einen Jahresbeitrag. Ob sie anschließend fünf oder 500 Stellenangebote einstellen, bleibt ihnen überlassen, an den Kosten ändert sich nichts. Unternehmen, die von Anfang an zum Team gehörten, sollen bereits 20 000 bis 25 000 Euro an Entwicklungskosten bezahlt haben. Der Jahresbeitrag bewege sich dann in der Größenordnung von 15 000 Euro. Firmen, die erst später dazugestoßen sind, müssen entsprechend höhere Jahresbeiträge zahlen, die zwischen 20 000 und 25 000 Euro rangieren sollen.

Um das neue Angebot möglichst attraktiv zu gestalten, plant Franke, noch weitere Arbeitgeber für den Premium-Service zu gewinnen, und möchte interessante Kandidaten ansprechen. Von SAP und Bertelsmann abgesehen, fehlt es vor allem an IT-und Medienunternehmen. „Bis Ende des Jahres sollen es 40 Unternehmen sein“, erhofft sich der Jobstairs-Sprecher. Allerdings möchten die Beteiligten ihren Club nicht unbegrenzt erweitern. Mehr als 50 Firmen sollen nicht zum elitären Kreis gehören. Klar definierte Kriterien will Franke nicht nennen. „Groß und bedeutend“ sollen die Teilnehmer sein, insgesamt strebt er einen Branchenmix an. Zwar erfüllt einer der größten Arbeitgeber hierzulande diese Anforderungen, doch Siemens wird sich nicht an Jobstairs beteiligen. „Wir waren anfangs mit dabei, haben uns aber dann dagegen entschieden, da der Bau von Jobboards nicht zu unserer Kernkompetenz gehört“, erklärt Hans-Christoph Kürn, Personal-Manager bei der Siemens AG und für das Recruiting verantwortlich.