Konzentrieren im Großraumbüro ist nicht so einfach

04.05.2011
Was der Teamarbeit zuträglich ist, schadet der Konzentration: In Großraumbüros herrschen oft zu hohe Lärmpegel.

Dominierten einst Nadeldrucker die Geräuschkulisse der Büros, ist die größte Lärmquelle heute der Mensch. "Das akustische Hauptproblem in Büros ist das Sprechen", sagt Markus Meis, Raumakustiker vom Hörzentrum Oldenburg. Der Schallpegel durch Gespräche, Telefonklingeln, Papiergeraschel oder Tastaturklappern liegt zwischen 50 und 60 Dezibel und damit stets an der Obergrenze von 55 Dezibel, die die Arbeitsstättenverordnung für geistige Tätigkeiten festlegt. Sprachschall verschlechtert laut Meis aber schon ab 35 Dezibel nachweislich die Leistung: "Unsere Ohren spitzen sich bei Sprache automatisch. Je besser Sprache verstehbar ist, desto stärker konzentrieren wir uns ungewollt darauf, was unsere kurzfristige Sprachverarbeitung stört."

Anders als Gerüche kann man Schallwellen nicht durch Gewöhnung ausblenden. "Die Hörzellen ermüden erst, wenn bereits erste Schädigungen eintreten. Die Anpassung an vertraute Geräusche gelingt zwar teils emotional, beseitigt aber nicht die Konzentrationsstörung." 34 Minuten Arbeitszeit kostet der Bürolärm täglich, zudem beeinträchtigt er das Wohlbefinden. "Menschen fühlen sich stärker als durch Zeitdruck belästigt und erzeugen Stresshormone, was anspannt und sogar den Rücken schädigen kann."

Um dem Lärm entgegenzuwirken, kann man Besprechungsinseln und Rückzugsräume schaffen und die Klingeltöne am Telefon leiser einstellen. Alles Weitere ist eine Frage der Raumakustik, so Meis: "Schallschluckende Materialien verkürzen die Nachhallzeit und beruhigen, Sprache lässt sich auch durch Trennwände abschirmen." Moderne Kommunikationssysteme filtern Störgeräusche und passen sich an die Situation an, was bei Videokonferenzen von Vorteil ist. Extreme Schallreduktion wie im Tonstudio ist jedoch ungünstig, da sie die Sprache noch besser verständlich macht und somit die Ablenkung steigert. (am)