Gastkommentar

Konventionelle PPS-Systeme sind nichts fuer schlanke Unternehmen

13.01.1995

Eignen sich die verfuegbaren PPS-Systeme noch fuer Workgroup- Computing, Client-Server-Architekturen und offene Systeme generell? Im Zeichen von Business Re-Engineering muss diese Frage gestellt werden.

Die gegenwaertige Entwicklung vom Verkaeufer- zum Kaeufermarkt ist gravierend. Einzelne Produkte muessen bei zunehmendem Kostendruck noch individueller auf Kundenwuensche ausgerichtet werden. Innerbetriebliche Abteilungshuerden lassen schnelle, flexible und kompetente Reaktionen in einem angemessenen Zeitraum nicht zu. Die konventionellen Organisationskonzepte genuegen nicht mehr den heutigen Anforderungen und verhalten sich haeufig kontraer zu einer effizienten integrierten Auftragsabwicklung.

Um schlanke Unternehmensstrukturen und letztlich erhebliche Steigerungen in der Liefertermintreue sowie kuerzere Durchlaufzeiten zu realisieren, gilt es zum einen, prozess- statt funktionsorientiert vorzugehen und hierbei Hierarchie- und Entscheidungsebenen abzubauen. Zum anderen muessen auftragsorientiert integrierte Arbeitsgruppen statt Abteilungen sowie Fertigungsinseln in Teamarbeit statt Werkstattorganisationen eingefuehrt werden.

Klassische PPS-Systeme sind gepraegt durch hohen Administrationsaufwand ihrer arbeitsteiligen Struktur sowie durch Komplexitaet und Starrheit. Ihre Zielsetzung liegt in der Auslastungsmaximierung. Es handelt sich um zentralistische Systeme, die darauf ausgerichtet sind, alle Details deterministisch festzulegen, so dass sich die geringste Aenderung bereits problematisch auszuwirken vermag. Sie bieten einen relativ geringen Nutzungsgrad in bezug auf die Funktionalitaet (40 bis 60 Prozent) und das Datenmodell (50 bis 70 Prozent).

Ob man es nun wahrhaben will oder nicht, gemessen an den Wuenschen der Anwender tragen konventionelle PPS-Systeme nur minimal zur Zielerreichung bei. Eingeschraenkte Customizing-Moeglichkeiten (meistens ueber Parameter 20 bis 30 Prozent einstellbar) wirken sich sehr restriktiv aus. Staendig wandelnde Anforderungen, sei es durch geaenderte Zielsysteme, Aufgabenverlagerungen, neue Technologien oder offene Standards wie Unix und Windows NT, werden wegen der starren Systemarchitektur nur unzureichend erfuellt.

Individuelle Modifizierungswuensche bedeuten im Einzelfall entweder Verzicht oder eine teure und umfangreiche Anpassungsprogrammierung mit Verlust der Release-Faehigkeit. Fazit: Die herkoemmlichen, starren Systeme fuehren kurz- bis mittelfristig in eine Sackgasse, da alle Moeglichkeiten ausgereizt sind.

Nur durch mehr Flexibilitaet und betriebswirtschaftliches Customizing kann der Anwender seine Anwendungen optimal mitgestalten. Kenntnisse zum Beispiel ueber Programmiersprachen der dritten Generation zur Erstellung von Anwendungen sowie Dialog- und Listanzeigen sollten nicht erforderlich sein, um unter anderem Unternehmensbereiche von Fall zu Fall isoliert, in ihren Beziehungen untereinander oder auch konsolidiert zu betrachten. Alle Datenstrukturen und Ablaeufe muessen sich frei definieren lassen.

Es steht nicht mehr die maximale Auslastung mit der Produktion hoher Stueckzahlen im Vordergrund, sondern die termingerechte Herstellung exakt der vom Kunden gewuenschten Anzahl von Produkten. Die Fertigung erfolgt also kundenorientiert nach Produkten oder Baugruppen, wobei sich der Trend zur teamorientierten Arbeitsweise nicht nur auf die Fertigungs- und Montageebene beschraenkt.

Die Anforderungen an moderne PPS-Systeme gehen zum einen in Richtung Unterstuetzung schlanker Geschaeftsprozesse, Kundenorientierung, zielgerichtete Funktionalitaet, optimales Customizing sowie Objektorientierung. Zum anderen warten die Anwender auf angemessene moderne Entwicklungs-Tools, relationale Datenbanken, Client-Server- und Netzwerktechnologien sowie Sicherstellung der Portabilitaet.

Besonders wichtig ist eine mehrstufige Konzeption mit einer Simultangrobplanung im Hinblick auf alle kritischen Ressourcen, einer objektorientierten Loesung auf betriebswirtschaftlicher Basis, so dass auch der Benutzer die Anwendung optimal mitgestalten kann. Mit der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung der Objekte erhalten die Know-how-Traeger der Unternehmensablaeufe die Moeglichkeit, die Software optimal auf die Geschaeftsprozesse abzustimmen.

Das Customizing muss sowohl bei der Erstimplementierung als auch waehrend der gesamten Nutzungsdauer zu 100 Prozent moeglich sein. Mit der Konzentration auf die erforderliche Funktionalitaet und das notwendige Datenmodell ist bei der Implementierung und Nutzung eine spuerbare Ressourcenoptimierung zu erzielen. Ein flexibles Unternehmensmodell ermoeglicht die Abbildung aller in- und externen Unternehmensstrukturen und -beziehungen. Ferner wird mit einem integrierten automatischen Codegenerator - statt Programmierung - eine hoehere Softwarequalitaet sichergestellt.