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Konkurrenz fordert Worldcom-Zerschlagung

23.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Restrukturierungserfolge von Worldcom sind den konkurrierenden amerikanischen Telefongesellschaften ein Dorn im Auge. Um zu verhindern, dass der skandalumwitterte TK-Konzern seiner 42 Milliarden Dollar Schulden enthoben wird, wandten sich insbesondere die regionalen Bells nun an die Aufsichtsbehörde FCC (Federal Communications Commission), berichtet das "Wall Street Journal". Die Carrier verlangen die Liquidation des Unternehmens oder zumindest den Entzug einiger wichtiger Lizenzen, die Worldcom zur Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit benötigt.

Noch ist unklar, ob die FCC ihren Forderungen nachgeben wird. Das Insolvenzrecht zielt primär darauf, die Verluste der Gläubiger möglichst niedrig zu halten. Der schwer angeschlagenen Konzern hatte sich mit ihnen darauf geeinigt, dass Worldcom als Ganzes nach einer Sanierung wertvoller sei als die veräußerten Einzelteile im Falle einer Abwicklung. Der TK-Konzern hatte Ende Juli Gläubigerschutz beantragt, nachdem Falschbuchungen in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar entdeckt worden waren. Im August kamen dann nochmals mehr als drei Milliarden Dollar hinzu.

Worldcom kann jedoch Fortschritte bei der Sanierung vorweisen: Nachdem im Juli noch ein Minus von 331 Millionen Dollar ausgewiesen wurde, verbuchte das Unternehmen im August einen Nettoverlust von lediglich 98 Millionen Dollar. Abzüglich Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erzielte der Carrier sogar einen Gewinn von 417 Millionen Dollar, im Juli hatte das Plus immerhin 359 Millionen Dollar betragen. Allerdings sank der Umsatz von 2,46 Milliarden auf 2,403 Milliarden Dollar. Wegen gravierender Änderungen in der Bilanzierungsmethode sind Vergleiche mit Werten aus dem Vorjahr allerdings nicht möglich.

Worldcom muss dem zuständigen Insolvenzgericht in New York seit Juli monatlich Berichte über die Geschäftsentwicklung vorlegen. Da es dem Konzern gelungen ist, die Verluste zu senken, gilt eine Verlängerung der Restrukturierungsfrist um weitere fünf Monate als nahezu sicher. Wegen "guter Führung" hatte das Konkursgericht dem Carrier bereits vor einer Woche erlaubt, einen Übergangskredit von bis zu 1,1 Milliarden Dollar aufzunehmen (Computerwoche online berichtete) (mb)