Konkurrenten sollen in die roten Zahlen getrieben werden

Konkurrenten sollen in die roten Zahlen getrieben werden Intel senkt Prozessorpreise auf das Niveau von 386ern

19.02.1999
MÜNCHEN (CW) - Mit Niedrigpreisen bei "Celeron"-CPUs will Intel verlorene Marktanteile im Segment der Billigrechner zurückgewinnen. Wettbewerber AMD bleibt nichts anderes übrig, als nachzuziehen. Nach Ansicht von Branchen-beobachtern nimmt der Chipkonzern aus Santa Clara Gewinneinbußen in Kauf, um die Konkurrenten in die roten Zahlen zu treiben.

Intel senkt die Preise für seine Celeron-Prozessoren zwischen 16 und 24 Prozent. So soll die 400-Megahertz-Variante ab Ende Februar nur noch 133 Dollar kosten. Das 333-Megahertz-Modell will der Chipgigant für ganze 73 Dollar anbieten. Damit läßt sich der kalifornische Chiphersteller auf ein Preisniveau herab, das es zuletzt in der Spätzeit der 386er Chips gab. Alle folgenden Prozessoren vom 486er bis zum Pentium II wurden nie unter 75 Dollar verkauft.

Der Kampf um den Billig-PC-Markt wird härter

AMD macht gute Miene zum bösen Spiel und zieht mit seinen Preisen nach. Zwischen 15 und 24 Prozent fallen auch bei der Prozessor- Company aus Sunnyvale die CPU-Preise. "Intel senkt die Preise, und wir müssen folgen", kommentiert Allen Scott, Sprecher bei AMD, den Beginn der Preisschlacht. Besonders bitter trifft es AMDs Flaggschiff, den "K6-2" mit einer Taktrate von 400 Megahertz. Bei seiner Einführung noch für 283 Dollar verkauft, muß ihn der Chiphersteller angesichts der neuen Preise von Intels 400- Megahertz-Celeron-CPU jetzt für 134 Dollar anbieten, also für weniger als die Hälfte des ursprünglichen Preises.

Letztes Jahr konnten AMD und Cyrix dem übermächtig scheinenden Konkurrenten Marktanteile abnehmen, vor allem im Segment der Billig-CPUs. Intels Celeron kam nicht aus den Startlöchern, und die Anteile der Company im Prozessormarkt schrumpften auf 76 Prozent. Die neuen Preissenkungen zeigen jedoch, daß Intel den lukrativen Billig-PC-Markt nicht kampflos der Konkurrenz überlassen will.

Mit dem neuen 400-Megahertz-Celeron-Chip könnte sich Intel allerdings selbst ein Bein stellen, glauben Analysten. Der Prozessor könnte dem eigenen Pentium II Konkurrenz machen. Von der Performance her steht der 400-Megahertz-Celeron seinen größeren Pentium-II-Brüdern kaum noch nach. Nach einer Modellrechnung des "Microprocessor Report" müßte die Chipschmiede aus Santa Clara Profiteinbußen von einer Milliarde Dollar hinnehmen, würden zehn Prozent der potentiellen Pentium-II-Kunden auf einen Celeron- Prozessor umschwenken.

Trotz der trüben Gewinnaussichten im Prozessorgeschäft hat Intel genug Ressourcen, einen langen Preiskampf durchzustehen. Für den Prozessorhersteller sei es wichtiger, verlorengegangene Marktanteile zurückzugewinnen, argumentieren Insider. Mit dieser Strategie könnte die Company jedoch Probleme bei der auf den 9. März angesetzten Verhandlung vor dem US-Kartellamt bekommen. Dort muß sich Intel gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, eine Monopolstellung auf dem Prozessormarkt erreichen zu wollen. Analysten vermuten jedoch, daß Intel ungeschoren davonkommen wird. Die Taktik des übermächtigen Chipriesen scheint bereits Erfolg zu haben. Anfang Februar warnte Jerry Sanders, Chairman und CEO bei AMD, angesichts hoher Entwicklungskosten für neue schnellere CPUs und den von Intel erzwungenen Preissenkungen vor möglichen Verlusten im ersten Quartal 1999.