Universitäre Hilfe nicht immer vorteilhaft

Komplexere Expertensystem-Projekte werden zu wenig und zu ungenau vorstrukturiert

25.10.1991

MÜLHEIM (CW) - Mit der Frage "Warum scheitern so viele Expertensystem-Projekte?" hat sich die Albit GmbH in Mülheim an der Ruhr auseinandergesetzt. Das Unternehmen befragte zu diesem Thema Anwender und Entwickler. Ergebnis: Die komplexen Projekte werden auf den verschiedenen Ebenen zu wenig und zu ungenau vorstrukturiert.

Noch nicht einmal 20 Prozent der begonnenen Expertensystem-Entwicklungen werden nach Angaben des Unternehmens zu Ende geführt und produktiv im Betriebsalltag eingesetzt. Mangelnde Kenntnisse im Umgang mit der Technologie führen hinsichtlich der Machbarkeit konkreter Systementwicklungen zu gravierenden Fehleinschätzungen. Hinzu kommt häufig ein falsches Projekt-Management, das zu einem explodierenden und damit zeitlich sowie finanziell nicht mehr tragbaren Entwicklungsaufwand führt.

Negativ, so das Unternehmen, wirken sich vermeintlich preiswerte Kooperationen in Forschungsprojekten aus, die zu "Investitionsruinen" werden, weil den Entwicklern aus dem universitären Bereich die praktische Erfahrung fehlt. Daher gehe die Wissensakquisition häufig von falschen oder unvollständigen Voraussetzungen aus.

Das Unternehmen schlägt als Vorgehensweise ein Phasenmodell vor, in dessen Rahmen vordefinierte Schritte nachvollzogen werden, die nach dem jeweiligen Abschluß sofort und eindeutig einer Erfolgskontrolle unterzogen werden. Eine überschaubare Menge unstrukturierten Fachwissens müsse zunächst transparent gemacht werden, ohne daß Methodik und Ergebnis klar seien. Um sich nicht zu "verschlucken" sei auch die Erstellung eines Prototyps sinnvoll: Ein gut überschaubarer aber für die Gesamtaufgabenstellung typischer Teil der Wissensakquisition und -strukturierung wird dabei mit voller Funktionalität erstellt.