Französische DV-Messe zeigt eindeutigen Trend:

Kompakte Kleine machen sich breit

01.10.1982

PARIS - Premierenstimmung in den Ausstellungshallen (CNIT) im Pariser Vorort La Defense: Eine Woche nach den mit Spannung erwarteten Ankündigungen der politisch Verantwortlichen zur französischen DV-Politik (siehe Kommentar) präsentierte sich die "Sicob '82" geschäftig-optimistisch. Für Neuheiten auf dieser größten französischen Computershow sorgten vor allem die Hersteller von Systemen bis 32 Bit.

Die Fülle des Angebotes machte es auch dieses Jahr dem Besucher wieder schwer, echte "Bonbons" zu finden. Hinzu kommt, daß sich die meisten Mini-, Mikro- und Bürocomputer nicht mehr wie noch im Vorjahr in der Sicob-Boutique befinden sondern häufig auf Ständen in der Haupthalle.

Hier aber ging's dann Schlag auf Schlag. Im Untergeschoß der Halle zeigte Facit sein System DTC, erklärten Sanyo-Mitarbeiter den PHC 20, ärgerte sich die Wang-Standbesatzung über Zollprobleme, die eine Vorführung des Bürocomputers Wang PC in letzter Minute verzögerten.

Die Facit DTC-Serie 6500 ist nach Aussage des Pressesprechers seit sechs Monaten angekündigt und war erstmalig auf der Sicob zu sehen. Der von dem Unternehmen als "professioneller Micro" bezeichnete Rechner besitzt je nach Ausführung (6510, 6511, 6520, 6522) eine Z80A-CPU mit 32 K-ROM und 32 bis 64 K-RAM Speicherkapazität.

Sanyos PHC 20 feierte in Paris Europapremiere. Auch dieser Rechner läuft mit einer Z80A-CPU und hat eine Speicherkapazität von vier K-RAM und acht K-ROM. Die Programmiersprache ist Basic. Das System, daß sowohl an einen Fernseher (mit optionalem Secam-Modulator) als auch an ein Display angeschlossen werden kann, soll in Frankreich und Deutschland im Dezember ausgeliefert werden. Über den Preis allerdings war noch keine verbindliche Aussage zu erhalten.

Auf einer Intel 8086 basiert Wangs Professional Computer PC. Der 16-Bit-Rechner hat einen Hauptspeicher von 128 K. Ein Diskettenlaufwerk mit 320 KB ist anschließbar. Der PC lauft unter MS-DOS, kann aber auch mit CP/M betrieben werden. Das System eignet sich für den Anschluß an "Wangnet", das lokale Netzwerk von Wang, das ebenfalls auf der Messe vorgestellt wurde.

In der dritten Ausstellungsetage schließlich spielte sich das Hauptgeschehen dieser Tage ab: Bemerkenswert hier der Micral 90 von Cii-Honeywell Bull, der M343 von Sord (gezeigt bei Gepsy) sowie Produkterweiterungen von Logabax, Ericsson, NEC und Prime (siehe Seite 2).

Der neue Micral 90-50, eine Entwicklung der Cii-HB-Tochter R2E ist nach Angaben eines Pressesprechers oberhalb des Questar/M und des Micral 80 angesiedelt. Das 16-Bit-Modell verfügt über einen Hauptspeicher von 256 KB, der bis 1024 KB ausbaufähig ist. Angeschlossen werden können Disketten- oder 5 1/4-Zoll-Winchester-Laufwerke. Der Rechner läuft unter dem Betriebssystem Prolouge 90 und ist hauptsächlich für Telekommunikations- und Management-Anwendungen gedacht. Die ersten Auslieferungen in Frankreich sind für Anfang 1983 vorgesehen, der Preis für eine Basiskonfiguration mit zwei Arbeitsplätzen bewegt sich um die 100000 Francs.

Für den Sektor der Büroautomation hat das französische Unternehmen zwei weitere Produkte neu herausgebracht. Der "TTX 35 Office Automation-Arbeitsplatz" ist für Textverarbeitung und Dokumentationsarchivierung gedacht. Auch dieses System ist für den deutschen Markt noch nicht freigegeben. Ebenfalls für die Textverarbeitung ist das System TTX 90 konzipiert, das voll kompatibel zu den TTX-60 bis TTX-85 Systemen ist. Neue Software für den Mini 6 namens "Burotheque" rundet die Palette der Cii-Honeywell-Bull-Neuheiten auf der Sicob ab.

Mit einem Prototyp wartete die Gepsy aus Paris auf: Weltpremiere - nach Gepsy-Angaben - feierte der M343 des japanischen Herstellers Sord Computer Systems Inc. aus Tokio.

Auch hier bildet ein 8086-Mikro die Basis. Der Speicher ist von 256 KB auf 768 KB ausbaufähig. Vier verschiedene Ausführungen mit unterschiedlichen Massenspeichern kommen im Januar nächsten Jahres zu einem Preis ab 80000 Francs auf den Markt.

PC heißt jetzt Professional Computer

Die Sociètè Nouvelle Logabax ergänzt die Serie LX 500 um das System LX 528, das hauptsächlich durch erweiterte Speichermöglichkeiten charakterisiert ist. Ebenso wie die zwei neuen Produkte der Serie LX 3000, die LX 3128 und die LX 3256 soll auch dieses System baldmöglichst über die deutschen Händler auf dem heimischen Markt verfügbar sein.

Das Multifunktionsterminal Alfaskop 41 stand im Mittelpunkt der Ericsson-Präsentation. Dieses Terminal erfüllt, ausgerüstet mit einer zusätzlichen Floppy-Disk als Massenspeicher ähnliche Aufgaben wie ein Mikrocomputer. Es arbeitet unter dem Betriebssystem UCSD-p und kann in Basic und Pascal programmiert werden. Kompatibel ist das Terminal - das in Frankreich unter der Bezeichnung "ordinateur personnel" angeboten wird - zur IBM 3270 sowie auch zu Digital, Univac und anderen Mainframeprodukten. Erste Auslieferungen in Europa sollen nach Angaben der französischen Pressesprecherin des schwedischen Unternehmens im Mai 1983 erfolgen. Wahrscheinlich werde das Alfaskop auch auf der Orgatechnik in Köln zu sehen sein, vermutete die Ericsson-Mitarbeiterin in Paris.

Der französische Händler Omnium Promotion wartete mit zwei NEC-Neuheiten auf seinem Stand auf, dem NEC PC 6000 und dem PC 8000. Das System 6000 ist als Homecomputer mit 16-K-ROM- und 16-K-RAM-Speicher ausgerüstet. Beide Speicher sind auf 32 K aufrüstbar, Professioneller ist das System PC 8000 mit 32- oder 64-K-Schnittstellen zu Druckern; zusätzliche Plattenlaufwerke sind vorgesehen. Für dieses Gerät bietet NEC auch kaufmännische Software an. Nach Aussage des französischen Händlers werden beide Systeme mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Orgatechnik gezeigt werden.

Wenig Neues hingegen tat sich bei den traditionellen Mainframern. IBM France hatte ein System 23 parat und demonstrierte /38-Anwendungen. Siemens Data zeigte die Terminals 9751, 9752 und 9753 und führte unter anderem die Redaktionssoftware Cosy 200 vor.

Neben verschiedenen Kassenterminals lockte Nixdorf mit dem System Multitex 8840 an seinen Stand, und NCR stellte aus der Familie I-9000 die I-9010 dem französischen Publikum vor. ICL informierte über die Systeme ME 29/53, Perq und 25, Kienzle über die Serie 9000. Ein Highlight blieb den meisten Sicob-Besuchern leider verborgen: die Magnetplatteneinheit 3680, der Memorex Corp., kompatibel zu den IBM-Systemen 3370 und 3380. Für dieses "Schmankerl" hatte Memorex extra einen Pavillion in Paris angemietet, um dort in Ruhe nur auf persönliche Einladung hin die Neuentwicklung vorstellen zu können.

Zurück zur Sicob: Wie im vergangenen Jahr, so stand bei vielen der über 800 Aussteller aus 27 Ländern eine Präsentation lokaler Netzwerke im Mittelpunkt der Messeaktivitäten.

Vertreten waren in diesem Reigen Produkte wie Ethernet, Wangnet oder Arcnet - einerseits, um den potentiellen Kunden von der hauseigenen Überlegenheit auf diesem Sektor zu überzeugen, andererseits aber auch, um einen Einblick in die Datenverarbeitung der Zukunft zu gewähren. Dennoch, auch hier fehlten die Sensationen.

Begleitend zu den Ausstellungstagen in der CNIT fand die Convention Informatique statt, ein Softwarekongreß, der wie in jedem Jahr eine Vielzahl Interessierter anlockte.