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Vieles technisch machbar, nicht alles wünschenswert

Kommunikation 2017: Experten orten Datenschutzprobleme

11.04.2008
Von pte pte
Für die Entwicklung von künftigen Technologien wird der Datenschutz ein zentrales Thema sein. Allerdings eilt der technische Fortschritt der rechtlichen Kontrolle oft voraus.

3D-Internet mit Hologrammen, superschnelle Quantencomputer oder Brillen, die Bilder vom PC oder Fernseher direkt ins Auge projizieren - das sind nur einige der Visionen für Informations- und Kommunikationstechniken der Zukunft. Während Experten viele technische Probleme im Zusammenhang mit der Entwicklung solcher Technologien für lösbar halten, sehen sie Hindernisse unter anderem beim Datenschutz. Ein Beispiel hierfür ist die These, dass jeder Mensch künftig von einer digitalen Aura umgeben sein wird, die ständig im Hintergrund Daten mit anderen Personen austauscht. Nicht alles was technisch machbar ist, sei deshalb auch tatsächlich wünschenswert.

Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Delphi-Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI), in deren Rahmen über 400 Experten nach ihrer Meinung zu 35 Zukunftsthesen aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie befragt wurden. "Auch für die Entwicklung von zukünftigen Technologien wird Datenschutz ein zentrales Thema sein", erklärt Simone Kimpeler, zuständige Projektleiterin am Fraunhofer ISI, im Gespräch mit pressetext. Mit dem Fortschreiten der technischen Möglichkeiten am Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien werde sich die Datenschutzproblematik künftig vermutlich noch weiter zuspitzen. "Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass sich die Experten, die sich mit der Entwicklung der Technik von morgen beschäftigen, sehr wohl auch mit derartigen Problemen auseinandersetzen", betont Kimpeler. Dies gelte insbesondere für Technologien, deren Einsatz für den privaten Bereich gedacht ist. "Entscheidend wird nichtzuletzt aber sein, wie diese neuen Formen der Technik von den Menschen angenommen und akzeptiert werden", meint Kimpeler.

Ein Beispiel für eine der Zukunftsthesen ist etwa die weltweite Ad-hoc-Vernetzung. Darunter wird die spontane, drahtlose Verbindung von in Alltagsgegenständen integrierten ITK-Komponenten verstanden. Rund 91 Prozent der befragten Experten halten ihre Realisierung für wahrscheinlich. Als möglichen Zeitpunkt geben sie im Durchschnitt das Jahr 2017 an. Ein weiterer Punkt betrifft die Konvergenz unterschiedlicher Geräte und Dienste. So soll etwa der Fernseher künftig SMS empfangen können und der Videoanruf auf dem Computer ebenso möglich sein wie Voice over IP über Mobilfunk oder WLAN. Auch hier halten 92 Prozent eine Realisierung für möglich. In den nächsten fünf bis zehn Jahren sei eine Umsetzung vorstellbar, so schätzen die Experten. Obwohl sich technische und andere Hemmnisse in Grenzen halten würden, seien es vor allem die wirtschaftlichen Interessen der verschiedenen Anbieter, die der Entwicklung auf diesem Bereich derzeit noch entgegenwirken.

Der Delphi-Report ist Teil des "Forschungsprojekts für aktuelle und zukunftsorientierte Informations- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden Württemberg" (FAZIT). "Die aktuelle Delphi-Studie ist bereits die dritte, die wir im Rahmen des FAZIT-Projekts durchgeführt haben. Diesmal hat uns vor allem interessiert, wann und ob zukünftige Technologien Realität sein könnten, welche Auswirkungen dadurch zu erwarten sind und welche Hemmnisse deren Realisierung im Weg stehen könnten", fasst Kimpeler zusammen. Für nähere Informationen finden Interessierte einen Kurzbericht sowie den vollständigen Delphi-Report zum Download. (pte)