Netzbetreiber wollen kooperieren, um Kosten zu sparen

Kommt UMTS später als erwartet nach Europa?

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Wichtige Ausrüster für Mobilfunknetze erwarten Verzögerungen bei der Nutzung von UMTS-Diensten. Für die Mobilfunkanbieter, die ihre teuren Lizenzen zu Geld machen müssen, spitzt sich die Lage zu.

Die ohnehin unter Druck geratenen Aktien der Mobilfunkanbieter haben einen erneuten Rückschlag hinnehmen müssen: Der Chef von Alcatels Mobilfunksparte, Michel Rahier, erklärte öffentlich, dass Dienste auf Basis des Standards Universal Mobile Telecommunications System (UMTS) zwei Jahre später als bislang erhofft, also erst 2004 oder 2005, starten werden.

Die verspätete Marktreife erhöht die Anlaufverluste der Netzbetreiber, da deren auf zwanzig Jahre begrenzte Lizenzen zwei Jahre länger als geplant brachliegen werden. Rahier begründet seine Einschätzung mit den langen Entwicklungszeiten, die für Geräte und neue Dienste benötigt würden. Zum Engpass wird sich nach den Aussagen des Managers die Massenproduktion von Endgeräten entwickeln.

Dem Pessimismus der Konkurrenz wollte sich Nokia nicht anschließen. Der Marktführer bei Mobilfunkendgeräten glaubt nach wie vor an den Erfolg der UMTS-Netze, rechnet jedoch damit, dass einige der heutigen Wettbewerber auf der Strecke bleiben werden: Gefährdet seien vornehmlich die Anbieter, die bislang keine eigenen Netze hätten, mit denen sie Anfangsverluste ausgleichen könnten. Erst im Jahr 2010, so Tomi Ahonen, Nokias Chef der 3G-Abteilung, werden sich die wirklichen Gewinner herauskristallisieren.

Unbeeindruckt von den pessimistischen Prognosen der Netzausrüster zeigen sich die Netzbetreiber. Vodafone, Europas größter Mobilfunkkonzern, hält an seinen UMTS-Plänen fest: "Wir starten im Sommer dieses Jahres zunächst in Spanien und im Jahr 2002 in den anderen europäischen Ländern", sagte Vodafone-Vorstandsmitglied Thomas Geitner der "Financial Times Deutschland". Die Zuversicht nährt der Betreiber aus dem frühen UMTS-Start in Japan. Dort sammeln erste Carrier bereits Erfahrungen mit dem Standard der dritten Generation. Zudem erwartet Vodafon, dass japanische Endgerätehersteller auf den europäischen Markt drängen und die hiesigen Platzhirsche zu einer raschen Entwicklung und Lieferung von Handys der dritten Generation zwingen. Derweil sondieren die Gewinner einer deutschen UMTS-Lizenz die Möglichkeiten einer Kooperation beim Aufbau der Infrastruktur. Um jedoch nicht gegen die Lizenzauflagen zu verstoßen, tasten sie sich unter Beteiligung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) an dieses Thema heran. Ziel ist es, in ländlichen Gegenden eine gemeinsame Infrastruktur zu errichten, um 20 bis 40 Prozent der gesamten Kosten einzusparen und dennoch die im Lizenzvertrag geforderte Versorgungsquote zu erfüllen. Erst wenn die Zahl der UMTS-Nutzer steigt und sich die Kapazität der gemeinsamen errichteten Sende- und Empfangseinheiten der Auslastungsgrenze näherten, müssten die Betreiber eigene Mobilfunkstationen errichten. Die Reg TP signalisierte dem "Handelsblatt" zufolge bereits Gesprächsbereitschaft.