Bisher Mangel an komfortablen Tools

Kommerzielle Anbieter portieren ihre Werkzeuge auf Linux

14.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Bis dato müssen Programmierer unter Linux zumeist auf die zahlreichen mitgelieferten Freeware-Tools zurückgreifen. Mit der steigenden Popularität des Open-Source-Systems beginnen aber kommerzielle Hersteller damit, ihre komfortableren Werkzeuge auf den Unix-Clone zu portieren.

Zum Lieferumfang von Linux gehören beispielsweise Scriptsprachen wie Perl, Python oder Tcl, Editoren wie Emacs oder vi sowie der GNU-C/C++-Compiler. Mangel herrscht noch an integrierten Entwicklungsumgebungen (IDE), wie sie von der Windows-Welt oder Java her bekannt sind und die visuelle Programmierung über Drag and drop erlauben.

Als einer der ersten Hersteller portiert der ursprünglich auf den Macintosh ausgerichtete Hersteller Metroworks seine Software auf Linux. Seit kurzem verfügbar ist "Code Warrior GNU Edition", die eine grafische Umgebung für den GNU-Compiler und -Debugger bereitstellt. Im Herbst will der texanische Hersteller ein komplettes Paket inklusive Compiler für C, C++ und Java auf den Markt bringen.

Wichtig für die Portierung von Altanwendungen auf Linux ist die Verfügbarkeit eines Cobol-Compilers. Bis dato existierte eine Open-Source-Ausführung namens "Cobcy" (http://www.netsis.it/ asantini/cobcy), die allerdings nicht den gesamten Ansi-Sprachstandard unterstützt.

Die kalifornische Acucorp übertrug ihren Cobol-Übersetzer schon vor einiger Zeit auf das Freeware-System. Die aktuelle Version von "Acucobol-GT" kann nun Binärcode im a.out- und ELF-Format erzeugen, unterstützt die Bibliotheken glibc5 sowie glibc6 und umfaßt zudem einen Debugger.

Im Rahmen ihrer Linux-Ambitionen will die IBM den Applikations-Server "Websphere" auf das freie Unix portieren, eine Betaversion steht bereits zum Download bereit (http://www.software.ibm. com/webservers/appserv/download_linux.html). Dabei will Big Blue auch die grafische Entwicklungsumgebung "Websphere Studio" ebenfalls für Linux anbieten. Für die Nutzung der Server-Komponente müssen Anwender derzeit noch auf eine Open-Source-Implementierung für Java zurückgreifen. Sun hat aber bereits vor einiger Zeit das Java Development Kit (JDK) auch für Linux angekündigt. Es soll in der zweiten Jahreshälfte fertiggestellt werden.