Ergonomie ist (k)eine Hexerei

Kommentar

31.01.1986

Interessanter als die technischen Features des neuen Mac, die ohnehin seit Wochen bekannt sind, scheint der Umstand, daß Ralph M. Deja, Geschäftsführer der Apple Deutschland GmbH, sich Asche aufs Haupt streute und Fehler der Vergangenheit bekannte. Deja vertrat die(späte) Ansicht, daß beim Macintosh "zum Komfort die Leistung" gefehlt habe. Dies darf nicht weiter verwundern, denn "eigene Begeisterung verstopft die Ohren für die Bedürfnisse des Anwenders" (Originalton Deja). So weit, so gut.

Mit der vorgeführten Fähigkeit, mit einem IBM PC zu kommunizieren (vorausgesetzt, man hat auf beiden Seiten die richtige Software geladen) geht Apple jetzt einen Schritt in die richtige Richtung. Zu umständlich ist die Prozedur aber immer noch.

Die Möglichkeit, ein 3270-Terminal zu emulieren, kommt spät, aber vielleicht nicht zu spät. Daß Apple-Link hierzulande nicht funktioniert, ist eher dem Postminister vorzuwerfen als der Apple-Mannschaft.

Wo aber bleiben so naheliegende Verbesserungen wie eine präzise arbeitende, ergonomisch gestaltete Tastatur, die bei Betätigung nicht klingt wie Hagel auf einem Blechdach und nicht dauernd klemmt? Oder der Bildschirm: Nicht nur, daß er hinsichtlich Flimmerfreiheit noch Wünsche offenläßt, er scheint auch eher für eine Puppenstube konzipiert als für die professionelle Büroumgebung. Das sind die Punkte, die neben dem Preis den Macintosh ebenso wie den Mac plus von einer Verwendung als professionellen Bildschirm-Arbeitsplatz ausschließen. Die gegenwärtige Ausführung mag ja bei Managern noch angehen, die einen Computer mehr als Spielzeug und Statussymbol auf dem Teakholz- Schreibtisch stehen haben. Für Leute jedoch, die acht Stunden täglich Daten ein- und ausgeben, Texte verarbeiten oder programmieren, muß Apple sich noch etwas einfallen lassen, sonst sind all die schönen Kommunikationsfeatures für die Katz.

Vielleicht ist inzwischen die "eigene Begeisterung" so weit abgeflaut, daß sie nicht ein weiteres Mal die Ohren der Verantwortlichen verstopft.