Kommunikationsinfrastruktur spielt wichtige Rolle im Wettbewerb

Komfortabel und wirtschaftlich: Die Kommunikation mit dem PC

03.05.1991

Informationen sind mehr denn je die Basis für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit. Dies gilt verstärkt nicht nur für international tätige Gesellschaften, sondern für Unternehmungen jeder Größenordnung. Ständige Erreichbarkeit auf den unterschiedlichsten Kommunikationswegen wird in vielen Branchen bereits vorausgesetzt. Allein von 1987 bis 1992 wird sich der Markt für elektronische Postdienste in Europa versechsfacht haben und dann fast zehn Milliarden US-Dollar betragen. Stefan Gieseler* beschreibt hier die Möglichkeiten, mit dem PC zu kommunizieren.

Die Auswahl der optimalen Kommunikationsinfrastruktur wird für Unternehmen zu einer tragenden Rolle im Wettbewerb. Dabei wird mit der Bereitstellung neuer Dienste die Lösung dieser Aufgabe für den Anwender zunehmend schwieriger. Es fällt schwer, bei der Vielfalt der angebotenen Dienste, ihrer unterschiedlichen Leistung und Gebührenstruktur, den Überblick zu behalten. Auch die Entwicklungstrends lassen nur bedingt Rückschlüsse auf die Tauglichkeit der Dienste für die individuellen Anforderungen zu.

Während der Kostendruck in Richtung preiswerteste Alternative zeigt, verlangt die Marketing-Orientierung nach höchster Flexibilität; verstärkter PC-Einsatz in den Büros zieht die Forderung nach integrierten Diensten nach sich, wogegen viele Mitarbeiter den Bedienkomfort im Vordergrund sehen. Die Komplexität der Telekommunikationskonzepte steigt mit der Größe der Unternehmung. Je verteilter die Mitarbeiter, desto schwieriger wird die Bereitstellung interner Daten.

Einen Dienst für alles gibt es nicht

Die Deutsche Bundespost Telekom stellt für die elektronische Übertragung schriftlicher Korrespondenz im wesentlichen die Dienste Telex, Teletex, Telefax und Bildschirmtext zur Verfügung. Aus dem Bereich der Datenkommunikation gewinnt zusätzlich die elektronische Post nach dem X.400-Standard an Bedeutung. Die Dienste sind jeweils in verschiedenen Ausprägungen zu betreiben. Teilweise stehen sie auf einer dedizierten Hardware oder als PC-Lösung zur Verfügung. Unterschiede ergeben sich durch den Betrieb im analogen Übertragungsnetz oder im ISDN.

Die Auswahl des für die jeweilige Aufgabenstellung angemessenen Dienstes erfordert ein gründliches Know-how von Leistungsmerkmalen und der Entwicklungsfähigkeit. Vor allem in größeren Unternehmen ist deshalb qualifiziertes Personal unerläßlich. Für mittelständische und kleinere Unternehmen bietet es sich an, Konzepte durch Beratungsunternehmen erarbeiten zu lassen.

Eine der häufigsten Ursachen für eine mangelhafte Ausstattung ist die organisatorische Trennung zwischen den Aufgabenbereichen der Daten- und der Kommunikationstechnik. Die fortschreitende Integration

der Technik erfordert zwingend eine Zusammenarbeit von EDV- und Telekommunikations-Fachleuten. Der Grad der DV-Durchdringung im Unternehmen ist inzwischen ein entscheidendes Auswahlkriterium für die Kommunikations-Infrastruktur.

Der PC wird zunehmend die Aufgabe als Kommunikations-Endgerät wahrnehmen. Beobachtet man allein die Entwicklung bei Telefax-Karten für den Personal Computer, so wird von einer Verdreifachung der abgesetzten Einheiten in den nächsten drei Jahren ausgegangen. In Europa werden dann etwa 200 000 PCs als Faksimile-Gerät fungieren.

Welche Anforderungen an die Korrespondenz im Einzelfall auch bestehen mögen - in der Regel wird keine Unternehmung mit nur einem Übertragungsdienst zurechtkommen. Lange Zeit wurde zum Beispiel suggeriert, daß der schnell aufstrebende Telefax-Dienst den Teletex-Dienst verdrängen würde. Vergessen wurde bei derartigen Einschätzungen daß beide Dienste unterschiedliche Leistungsmerkmale aufweisen und deshalb auch für verschiedene Einsatzgebiete prädestiniert sind. Damit ist im Prinzip auch die Entscheidung überflüssig, auf welchen Dienst man - in Anbetracht der häufig als Wettrennen kolportierten Entwicklung der Anschlußzahlen denn setzen solle. Andererseits eröffnet der PC als Hardwarebasis für eine integrierte Telekommunikation alle Möglichkeiten, um die jeweils kostengünstigste, komfortabelste und den Anforderungen an Qualität und Datensicherheit adäquateste Übertragungsart zu wählen.

Telefax reitet auf der Erfolgswelle

Telefax als ursprünglicher Faksimile-Dienst besitzt seine Vorzüge dort, wo Papier die Ausgangsbasis für die Nachricht ist. Überall, wo häufig Handschriften, Grafiken, Layouts etc. anfallen, garantiert Telefax mit dem dedizierten Fax-Endgerät die komfortable Übertragung in der gleichen Funktionalität, wie sie das Telefon aufweist. Die dem Anwender aus der Kombination von Kopierer und Telefon vertraute Handhabung war sicher ein wichtiger Grund für die rapide gestiegenen Anschlußzahlen des Dienstes, der allein in der Bundesrepublik mehr als eine halbe Million Teilnehmer gefunden hat.

Der Vorzug stellt - wie so oft - gleichzeitig auch eine Schwäche des Fax-Dienstes dar. Auf Basis der konventionellen analogen Telefontechnik sind Besetztzeiten bei der Anwahl und Leitungsstörungen an der Tagesordnung. Hinzu kommt, daß dedizierte Faxgeräte häufig zentral installiert sind und so jedermann Zugang zu den eingehenden Dokumenten hat.

Telefax eignet sich deshalb auch nicht, wenn sensible Daten übermittelt werden sollen. Über Fax eingehende Dokumente können nicht - wie etwa Teletex-Nachrichten - direkt weiterbearbeitet werden. Texte müssen neu erfaßt werden, wenn sie ergänzt, verändert oder gespeichert werden sollen.

Verbesserungen erfährt der Telefax-Dienst über den Personal Computer. Dafür stehen zunächst zwei verschiedene Lösungen der Integration zur Verfügung. Mit der PC-Fax-Kopplung wird auf Software-Basis eine Verbindung des vorhandenen Faxgerätes mit dem PC erreicht. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, Texte und Grafiken ohne den Umweg über einen Papierausdruck direkt zu versenden. Diese Lösung zeichnet sich dadurch aus, daß eine Reihe von Komfortmerkmalen wie Wahlwiederholung oder Rundsenden genutzt werden können, ohne auf die gewohnte Funktionalität des Faxgerätes zu verzichten. Durch die Einbindung in ein PC-Netzwerk erhält zudem jeder Teilnehmer den Zugriff auf das zentrale Faxgerät. Dadurch werden Wege- und Wartezeiten reduziert.

Die zweite PC-Fax-Lösung basiert auf einer Adapterkarte, die den Zugriff auf den Telefax-Dienst ohne zusätzliches Faxgerät ermöglicht. Falls zusätzlich ein Scanner installiert wird, können Dokumente ebenfalls eingelesen und versandt werden. PC-Fax-Adapterkarten erfreuen sich ständig steigender Beliebtheit.

Ein Wirtschaftlichkeitsvergleich des Telefax-Dienstes mit

anderen Telekommunikations-Diensten ist aufgrund der unterschiedlichen Funktionalität schwierig. Zudem sind die anfallenden Kosten stark von den Übertragungszeiten, der Dauer und der Entfernung abhängig. In der Geschäftskommunikation wird allerdings das Vorhandensein eines Fax-Anschlusses bereits weitestgehend vorausgesetzt. Die Entscheidung für die Faksimile-Übermittlung sollte daher in erster Linie von funktionalen Gesichtspunkten bestimmt sein.

Teletex hat eine hohe Integrationsfähigkeit

Teletex findet im Gegensatz zu Telefax dort seinen idealtypischen Einsatzbereich, wo Informationen von PC zu PC (oder von PC zu Teletex-Endgerät oder auch zu einem Host-Rechner) übertragen und direkt weiterbearbeitet werden sollen. Die Möglichkeit zur Übertragung ganzer Dateien inklusive Grafiken oder Programmen in großer Geschwindigkeit und mit hoher Datensicherheit machen den Dienst im professionellen Einsatz konkurrenzlos.

Teletex besitzt die weitestgehende Integrationsfähigkeit in die bestehende DV-Landschaft und erlaubt die einfache Übertragung von Geschäftskorrespondenz ohne den Umweg über den Papierausdruck. Sachbearbeiter- und Sekretariatsarbeitsplätze, die heute zu einem überwiegenden Teil mit einem PC ausgestattet sind, erhalten mit den angebotenen PC-Teletex-Lösungen die Möglichkeit, ihre in den unterschiedlichsten Anwendungsprogrammen erstellten und gespeicherten Daten komfortabel zu versenden.

Die Teletex-Übertragung bietet eine hohe Datensicherheit, die durch Unterschrifts- und Verschlüsselungsverfahren noch weiter erhöht werden kann. Deshalb ist der Dienst für den Einsatz bei Vertrags- und Auftragskorrespondenz hervorragend geeignet. Die hohe Vertraulichkeit der Übermittlung bleibt auch in Netzwerken gewahrt. Die Fähigkeit zur schnellen und sicheren Übermittlung von Konditionen versetzt Teletex am ehesten in die Lage, den Telex-Dienst zu substituieren.

Dabei ist Teletex nicht - um ein lange Zeit herrschendes Vorurteil aufzugreifen - lediglich ein Telex-Ersatz oder Nachfolger. Allerdings lassen sich weiterhin die rund 1,5 Millionen Telex-Teilnehmer über Teletex erreichen, wenngleich natürlich mit dem eingeschränkten Zeichenvorrat des "Veterans".

Der Telex-Dienst selbst hat deutlich sinkende Tendenz. Sein Anteil an dem Gesamtmarkt für Telekommunikation, der 1987 noch 23 Prozent betrug, soll sich schon 1992 auf nur noch 1,5 Prozent reduziert haben. Dieser Verfall wird allerdings dadurch relativiert, daß aufgrund des gestiegenen Gesamtvolumens sich die absoluten Umsatzwerte bei Telex lediglich halbieren. Der Dienst wird auch in hochentwickelten Ländern eine Alternative, bleiben, wenn eine schriftliche Kommunikation im Dialog geführt werden soll. In Ländern mit einer weniger entwickelten Kommunikations-Infrastruktur wird er noch über lange Zeit sein Dasein behaupten.

Die Kostenbetrachtung zwischen Teletex und Telex fällt in jeder Konstellation zugunsten des neuen Dienstes aus - und dies trotz einer weit überlegenen Funktionalität. Dies gilt im Übrigen für die meisten Anwendungsfälle, in denen Teletex die funktionale Alternative zu anderen Kommunikationsdiensten darstellt.

Der Bildschirmtext-Dienst ist mit seinen rund 200000 Teilnehmern weit über das Stadium des "Piloteinsatzes" hinaus und gehört inzwischen zu den etablierten Kommunikations-Diensten im professionellen Einsatz. Interessant ist dabei, daß bereits zwei Drittel der Nutzer den Dienst nicht über ein dediziertes Endgerät, sondern über einen PC-Software-Decoder betreiben, die in ihrer Funktionalität und in bezug auf den Komfort in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht haben. Die Hälfte aller Btx-Neulinge entscheidet sich für die Software-Lösung.

Freunde verschafft sich Bildschirmtext vor allem durch seine Vielfältigkeit. Die Einsatzbreite reicht vom reinen Auskunftsmedium bei 3300 Btx-Programmanbietern über die Daten- und Textkommunikation bis hin zum kompletten Außendienst- oder Filial-Informationssystem auf Btx-Basis. So ist Btx zwar durchaus geeignet, an einem Sekretariatsarbeitsplatz eine Fülle aktueller Informationen abrufbereit zu halten und Buchungen, Reservierungen und dergleichen durchzuführen, kann aber gleichfalls als professionelles Auskunfts- und Dialogmedium zum Beispiel in einer Reisebürokette oder in einem Kfz-Handelsnetz eingesetzt werden. In spezifischen Situationen sind zudem eine Reihe bemerkenswerter Kostenvorteile gegenüber anderen Kommunikationsdiensten zu erzielen.

Steigender Beliebtheit erfreut sich derzeit die Electronic-Mail-Kommunikation nach dem OSI-Standard. Mit der entsprechenden X.400-Software lassen sich Nachrichtenverbundlösungen realisieren, die jedem Teilnehmer die gleiche Bedienerfunktionalität zur Verfügung stellen. X.400 ermöglicht elektronische Post innerhalb von LANs, von und zu PCs in anderen LANs und weltweit von und zu jedem Host-Rechner, der das X.400-Protokoll unterstützt - unabhängig von dessen Betriebssystemen.

Für die offene Kommunikation mit OSI gibt es heute eine Vielzahl komfortabler, Anwendungsdienste, die sich durch benutzerfreundliche Oberflächen auszeichnen. Zudem läßt sich X.400-Kommunikation mit den gleichen Sicherheitsmechanismen ausstatten, wie die Teletex-Anwendung. Der Markt für Mailbox-Systeme ist erst im Aufbau begriffen, Studien erwarten allerdings, daß schon in fünf Jahren mehr als eine halbe Million PCs weltweit mit einem elektronischen Briefkasten ausgestattet sind. Die Umsätze für Electronic Messaging sollen von 1989 bis 1994 um 330 Prozent steigen.

Den Diensten gemeinsam ist - mit der Ausnahme von Telex -, daß sie nun auch über das ISDN-Netz zu betreiben sind und dadurch eine neue Qualität gewinnen. Auch im ISDN stellt sich die Entscheidung für den Einsatz dedizierter Endgeräte versus integrierter Kommunikationslösungen für den PC. Mit den auf dem Markt befindlichen PC-Adapterkarten läßt sich inzwischen jeder kompatible Personal Computer zu einem multifunktionalen Kommunikationsendgerät aufrüsten. Dabei bringt die Telekommunikation über Btx, Teletex, Telefax und X.400 via ISDN mit nur einer Plattform eine bisher nicht gekannte Hardware-Effizienz. In Verbindung mit dem größeren Komfort, der verbesserten Qualität und Geschwindigkeit eröffnen PC-integrierende Lösungen dem ISDN-Dienst attraktive Argumente auch für Freiberufler oder den semiprofessionellen Anwender.

Der PC als Zugang zum ISDN

Wichtig ist hierbei, daß der vorhandene PC mit seinen Schreib-, Kalkulations- oder Datenbankprogrammen in voller Funktionalität weitergenutzt werden kann. Insbesondere dann, wenn intelligente Karten zum Einsatz kommen, die nach dem Down-load-Verfahren arbeiten, steht der Hauptspeicher ohne Einschränkung auch bei geladenen Telekommunikationsanwendungen für andere Programme zur Verfügung. Zusätzlich bieten verschiedene ISDN-Karten den Vorzug, daß auf die Anschaffung von Modems zur Datenübertragung verzichtet werden kann.

ISDN-Kommunikation mit dem PC bietet somit eine wirtschaftlich kalkulierbare Perspektive, die Vorzüge des jeweils geeignetsten Kommunikationsdienstes zu nutzen und auf der anderen Seite über die unterschiedlichsten Dienste für den Partner erreichbar zu sein.

*S. Gieseler ist Diplom-Mathematiker und Leiter des Produktmarketings Kommunikationssysteme bei mbp Software & Systems in Dortmund.