Kolumne/"Wer viel will, muß auch viel investieren"

19.07.1996

Glaubt man der Marktuntersuchung der Diebold-Dissidenten von MC-Team (siehe auch Seite 9), stehen den DV-Abteilungen in deutschen Unternehmen schwere Zeiten bevor. Geschäftsführer halten sie für zu teuer, technikverliebt und zuwenig kundenorientiert. Der Sparzwang und die Erkenntnis, daß die IT auf dem Weg zum Unternehmenserfolg nur ein Faktor unter vielen ist, ließen die Bereitschaft sinken, in DV-Systeme und -Personal zu investieren. Vielmehr, so die Auguren, liebäugelt man in deutschen Chefetagen mit Outsourcing, weil die Anbieter mit kürzeren Reaktionszeiten und Kostentransparenz locken. Nur mit "schmerzhaften Veränderungsprozessen", so die Berater, könnten die DV-Abteilungen ihren Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen.

Aus der verkürzten Management-Perspektive - keine Einzelheiten, bitte - mögen die Vorwürfe an die IT-Profis in den Unternehmen gerechtfertigt sein, aber das Problem läßt sich angesichts der hohen Anforderungen auch als eines der knappen Mittel darstellen.

Natürlich haben Unternehmen, in absoluten Zahlen gesehen, in den vergangenen 20 Jahren erheblich in DV investiert. Im Verhältnis zum Umsatz erscheinen diese Ausgaben jedoch moderat. Sie erreichen je nach Branche erfahrungsgemäß zwischen 0,5 und zwei Prozent der Einnahmen. Es gilt aber auch hier: Wer viel will, muß viel investieren. Topmanager sollten einmal daran denken, was heute Produktion oder Vertrieb leisten würden, wenn dort genausowenig Geld zur Verfügung gestellt worden wäre. Das Argument, die DV gehöre nicht zum Kerngeschäft, sei eine Servicefunktion, die nur bedingt zum Unternehmenserfolg beitrage, hilft nämlich nicht weiter, wenn konkrete Aufgaben gelöst werden sollen. Und ob externe Dienstleister die DV der Anwenderunternehmen effizienter und preiswerter gestalten können, ist ebenfalls fraglich. Schließlich beziehen sich ihre Angebote auf den heutigen Status quo, nicht auf zukünftige Projekte.

Daß sich die DV-Abteilungen verändern müssen, wenn sie überleben wollen, wird deshalb allerdings nicht falsch. Doch das können sie nur, wenn ihre Arbeit auf höherer Management-Ebene verstanden und unterstützt wird.