Die Computerindustrie ist eine Zukunftsbranche - in doppeltem Sinn. Zum einen hat sie gute Aussichten, im "Informationszeitalter" weiter zu wachsen und die Automobilbranche demnächst an Größe zu übertreffen. Zum anderen verschiebt sie das Lösen von Anwenderproblemen immer wieder auf morgen. Nicht die gerade ausgelieferte Version eines Programms erfüllt die dringenden Wünsche, das besorgt erst die nächste oder übernächste, wenn man den Versprechen der Hersteller glauben darf. Ist es dann soweit, muß nicht nur besagtes Produkt gekauft, sondern noch andere Anschaffungen getätigt (Middleware!) und oft aufwendig implementiert werden.

Einfacher, preiswerter, flexibler - das waren die Ankündigungen, mit denen Anbieter das Client-Server-Konzept anpriesen. Als erstes platzte der Traum von geringeren Kosten. Seitdem argumentiert die Industrie, der Downsizing-Aspekt habe bei der Client-Server-Idee nie im Vordergrund gestanden, vielmehr sei der Wunsch nach einer flexibleren Unternehmens-DV der Vater des Gedankens gewesen. Im übrigen - sorry, lieber Anwender, daß wir das jetzt erst bemerkt haben - wird inzwischen das Fehlen geeigneter System-Management-Software dafür verantwortlich gemacht, daß verteilte DV nicht kinderleicht funktioniert. Natürlich kommen die Lösungen schon bald, und die hohen PC-Kosten, die die Client-Server-Installationen verursachen, sollen - so verheißt zumindest das Anti-Wintel-Lager - ebenfalls in naher Zukunft durch Internet-Technologien und Network-Computer reduziert werden können. Warten wir's ab.

Uns jedenfalls dämmert allmählich, warum so viele Anwender lieber ihre Altsysteme mit großem Aufwand weiter pflegen als sich auf eine ungewisse Zukunft mit neuen Produkten oder Konzepten einzulassen. Durch ihre unrealistischen Versprechen trägt die Industrie selbst zu diesem Verhalten bei.

P.S. Wenn auch Sie unter der Zukunftsbezogenheit mancher Lieferanten leiden, schreiben Sie uns oder senden eine E-Mail an http://www.computerwoche.de, Stichwort "Feeback" oder Compuserve: 100136,3042.