iPad oder WePad

Können Tablets die darbenden Medienhäuser retten?

12.04.2010

Das iPad - nur ein Technikspielzeug?

"Sind die Verlage bereit, reine Inhaltelieferanten zu sein und den digitalen Vertrieb und damit wertvolles Wissen über ihre Leser an Dritte abzugeben?", fragt Kansky. Darüber wollen Verlagsmanager Ende Mai in Berlin mit Anbietern von Plattformen für elektronisches Publizieren beraten. Der Bertelsmann-Konzern hat einen "eKiosk" für Mitte 2010 angekündigt, die Telekom und die Deutsche Post wollen nachziehen.

Zweifel, dass sich die Zwitter aus Smartphone und Netbook zu einer wichtigen Ertragssäule entwickeln könnten, gibt es auch. "Das iPad stellt sich als Technikspielzeug heraus", sagt der Medienökonom Jan Krone von der Fachhochschule St. Pölten. Bei aller Euphorie bleibe die gedruckte Zeitung für Informationssuchende unerlässlich - auch wegen der Funktionsvielfalt des Rohstoffes Papier und seiner Robustheit.

Krone stellt die Annahme in Frage, mit dem Handy, bei dem etwa für jede SMS bezahlt wird, werde die Hürde für "Pay-per-Click"-Angebote gesenkt. "Beim Telefon wurde historisch schon immer alles einzeln abgerechnet - vom Kauf des Apparats bis zu Anrufen". Klassische Massenmedien würden mit Abos "für wenig Geld ganz viel" bieten: für 30 Euro im Monat bekomme man etwa eine Tageszeitung oder das frei empfangbare TV-Programm - eine Folge der Kontrolle des Vertriebsweges. Die Trennschärfe zwischen Individual- und Massenkommunikation sei durch das Internet verwischt. "Ein iPad ist weder Telefon noch Fernseher", sagt Krone.

Bessere Chancen für eReader-Akzeptanz hätten Fachinformationen. "Je mehr Boulevard, desto geringer die Bereitschaft zu zahlen", sagt Krone. Die Verlage dürfen aber nichts unversucht lassen, nach neuen Erlösquellen zu suchen. "Sie sehen die Option, durch den digitalen Vertrieb hohe Druck- und Vertriebskosten zu minimieren."

Skeptisch ist auch Internet-Guru Jeff Jarvis. "Das iPad ist rückständig", nur für den Konsum konzipiert, zur Kontrolle der Nutzer, die sich in einem geschlossenen App-Universum bewegen sollen, schreibt Jarvis in seinem Blog. Das Internet habe dem Nutzer die Kontrolle über den Medienkonsum gegeben und die Möglichkeit, Nachrichten zu kommentieren, mailen und verlinken. "All das geht mit dem iPad nicht." (dpa/tc)