Die Branche der Knowledge-Management-Entwickler steckt seit jeher in der Zwickmühle zwischen großen Heilsversprechen und einer vermeintlich deprimierenden Realität: „KM-Systeme kosten Unsummen, Projekte werden in der Regel nicht abgeschlossen, kaum ein Mitarbeiter nutzt die Tools, und der Return on Investment (ROI) lässt sich wegen vieler ,weicher‘ Faktoren sowieso nicht bestimmen“, lauten nur die gängigsten Vorurteile gegenüber einer IT-gestützten Wissensverwaltung. Verständlicherweise genießen derartige Projekte keinen sonderlich guten Ruf in Unternehmen, was sich auch in Zahlen ausdrückt: Für mehr als drei Viertel aller deutschen Konzerne und Mittelständler spielt Knowledge-Management keine Rolle, hat die Meta Group in einer aktuellen Studie herausgefunden.
Trotz der teilweise berechtigten Kritik ist das Segment jedoch beileibe noch nicht tot - oder zumindest nicht mehr, denn die Analysten erwarten für die nächsten Jahre eine Renaissance des Marktes. So sollen bis zum Jahr 2003 rund 75 Prozent der weltgrößten 2000 Unternehmen Prozesse und Techniken implementiert haben, die sich um die Verwaltung ihrer Wissensbestände drehen. Daher hält die Meta Group jährliche Wachstumsraten von über 30 Prozent in dem Bereich für realistisch. Knowledge-Management, so viel scheint sicher, putzt sich mit Nachdruck für einen zweiten Frühling heraus.
Dabei hat sich an den Argumenten für die Implementierung eines KM-Systems nicht viel geändert: Zu den primären Zielen zählt immer noch, Innovationen zu beschleunigen, die Produktivität zu erhöhen und das „intellektuelle Kapital“ so aufzubereiten, dass damit eine Rendite erwirtschaftet wird. Jedoch lasse sich derzeit ein Umdenken bei den Anwendern feststellen, was den Umgang mit der Ressource „Wissen“ betrifft, meint Meta-Analyst Marc Tenbieg. Daher ist in dem IT-Segment auch keine so starke Kaufzurückhaltung zu spüren wie in anderen Bereichen.
Autonomy , Broadvision, Ceyoniq, Documentum, Easy Software, Gauss Interprise, Hummingbird, Hyperwave, Infopark, Interwoven, Knowledgepark, Open Text, Plumtree, USU (Openshop), Verity und Vignette. |
Um die gewünschten Effekte beim Anwender erzielen zu können, müssen allerdings übergreifende Lösungsansätze her. Knowledge-Management sollte in jedem Fall mehr sein als die reine Sammlung, Ablage und Verteilung von Informationen. Gefordert wird laut Tenbieg ein „ganzheitliches und integriertes Konzept“, mit dem die Unternehmen kontinuierlich das Wissen ihrer Mitarbeiter erschließen, speichern und austauschen können. Für Anbieter bedeutet dies, dass sie mit funktional isolierten Programmen allein auf weiter Flur stehen. Aber: „Allein kommt man nicht weiter“, schätzt Tenbieg den Markt ein
Dies haben inzwischen auch die einschlägigen Anbieter erkannt, weshalb sich der Produkttrend von vermeintlich smarten Insellösungen hin zu komplexen Gesamtarchitekturen verlagert hat. Gerade kleinere Softwarehäuser reichern ihre Programme nach Erkenntnissen der Analysten mit neuen Funktionen an, um sich als kompletter Knowledge-Management-Lieferant am Markt zu positionieren. Folglich ist die Branche zersplittert; alles überragende, so genannte Key Player hätten sich laut Meta Group noch nicht durchgesetzt. Allerdings profitieren Firmen wie Microsoft, SAP oder IBM von ihrem Bekanntheitsgrad, auch wenn sie nicht immer „wirkliche“ Knowledge-Management-Lösungen vorweisen können, urteilen die Analysten.
Integration in Portal-Frameworks
Da die kleineren Anbieter nicht über Nacht ein komplettes Angebot aus dem Boden stampfen können, verfolgen sie eine zweigleisige Strategie: Einerseits müssen sie ihre vorhandenen Produkte weiter auf bestimmte Bereiche fokussieren, andererseits sind sie gehalten, ihre Lösungen auf Standardplattformen anzubieten. Hintergrund hierfür ist die vereinfachte Integration in Portal-Frameworks. In diesem Zusammenhang gewinnen laut der Meta Group strategische Partnerschaften von Anbietern mit komplementären Produkten in den nächsten Jahren eine größere Bedeutung.