Breiter Einsatz von "speicherprogrammierbaren Steuerungen":

Knotenpunkte in dezentralen Systemen

03.10.1986

DÜSSELDORF (pi) - Bei der Automatisierung der Verfahrenstechnik geht die Entwicklung zügig voran. Was vor fast einem Jahrzehnt durch den Mikroprozessor ausgelöst wurde, setzt sich heute in absehbarer Zeit ungebremst fort. Der Innovationsschub prägt, hofft die Düsseldorfer Messegesellschaft, auch die Produktpalette auf der diesjährigen 10. Interkama.

Prozeßautomatisierung heißt zunächst einmal, mehr oder weniger umfangreiche oder komplizierte verfahrenstechnische Anlagen meß-, regelungs- und steuerungstechnisch in den Griff zu bekommen. In der entsprechenden Norm wird der Begriff "Leiten" allerdings komplizierter, dafür aber um so genauer festgelegt. In DIN 19222 heißt es nämlich: "Prozesse leiten oder führen ist die Gesamtheit aller Maßnahmen, die einen im Sinne festgelegter Ziele gewünschten Ablauf eines Prozesses bewirken."Damit ist aber noch nichts über den jeweiligen Automatisierungsgrad bei verschiedenen Prozessen ausgesagt. Dieser kann durchaus auf unterschiedliche Art und Weise erreicht werden, denn in den letzten zehn Jahren hat es durch den Einsatz der Mikroelektronik einen Entwicklungsschub gegeben, der für viele Anwender fast zu schnell vonstatten ging. Der Erfolg ist, daß gestern noch neue Anlagen schon wieder veraltet sind.

Beschleunigung der Prozeßkommunikation

Durchgesetzt haben sich jedoch die sogenannten dezentralen Leit- oder Automatisierungskonzepte. Aber auch hier wird ständig weiterentwickelt und verbessert. Vor allem wird an der Beschleunigung der Prozeßkommunikation gearbeitet. Der Begriff "Kommunikation" gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird zum aktuellen und beherrschenden Schlagwort in der Automatisierungstechnik.

Aber solange noch an einem Kommunikationsstandard gearbeitet wird, und es überhaupt noch nicht absehbar ist, wann die Anbieter von Automatisierungssystemen sich bei dieser Frage einigen, werden Begriffe wie Anlagen-Management, Kommando-Systeme, Echtzeit-Regelstrategie, Koppel-System oder Prozeßdaten-Verarbeitungsbus weiterhin zum Alltag der Automatisierungstechnik gehören. Die Aufzählung dieser Begriffe wird einem Laien vielleicht wie wahllos aufgereihte Fachausdrücke erscheinen. Es handelt sich jedoch um Begriffe, die zwar recht unterschiedlich klingen, aber doch das gleiche meinen. Hier haben nur die Anbieter durch die Namensgebung für Verwirrung gesorgt. Koppel-Systeme beispielsweise sind Voraussetzung für den Aufbau dezentraler Automatisierungssysteme. Auf solchen Systemen läuft der Datenstrom zwischen den Automatisierungsgeräten zu den Bedienungs- und Darstellungsgeräten oder aber auch zu der nächst höheren Leitebene.

Eine Neuheit ist der breite und massive Einsatz von speicherprogrammierbaren Steuerungen (SPS).

Diese kompakten und einfach zu handhabenden Steuerungseinheiten erweisen sich mehr und mehr als unersetzliche Knotenpunkte in dezentralen Automatisierungssystemen. Hier steuern sie unter Echtzeitbedingungen Produktionsabläufe, lenken Datenströme in hierarchische Leitebenen und ermöglichen gleichzeitig Prozeßdarstellung und Prozeßbedienung.

Speicherprogrammierbare Steuerungen sind also in der Automatisierungstechnik von Gegenwart und Zukunft unentbehrlich. Dafür sorgen anwendungsgerechte Hardware- und Software-Eigenschaften, die mit standardisiertem Aufwand zusammenfügbar sind. Diese Steuerungen werden dann auch für solche Anwendungen interessant sein, für die bis heute die klassischen Automatisierungssysteme zu kompliziert, zu aufwendig oder zu teuer sind.

In diesem Zusammenhang muß auf einen zu erwartenden Schwerpunkt der diesjährigen Interkama hingewiesen werden: Die Angebote für Schulung und Ausbildung in dieser komplizierten Technik, die der Einsteiger in der Prozeßautomatisierung dringend benötigt, sind bei einigen Anbietern vorbildlich, von anderen werden sie vernachlässigt oder gar nicht angeboten.

Der "Automatisierungsneuling" ist daher gut beraten, wenn er nicht nur die reinen Hardwarekosten in Betracht zieht, sondern auch das Angebot an Programmänderungen, Software und die Ausbildungsmöglichkeiten sehr genau prüft. Seriöse Anbieter werden ihre Ausbildungs- und Schulungsangebote in den Vordergrund ihrer Messeaktivitäten stellen.

Auch das teuerste und beste Automatisierungssystem kann einen auftretenden Störungs- und Fehlerfall nicht ausschließen. Kommt es zu einem solchen Fall, können in der Anlangenzentrale nicht optimal angepaßte Anlagenbilder ein zielsicheres Eingreifen des Bedienungspersonals erschweren oder gar verhindern. Die Prozeßabläufe und Augenblickzustände müssen klar und deutlich dargestellt werden.

Ziel muß es sein, die Anlagendarstellung so klein wiederzugeben, daß ein direkter Zugriff und auch ein direktes Steuern möglich sind. Es werden Anzeigebilder, bestehend aus einzelnen Elementen, entwickelt und vorgestellt, die - mosaikartig aufgebaut - mehrere Zustände gleichzeitig erkennen lassen und zum Steuern geeignet sind.