Strategiewechsel wegen starker Nachfrage nach Risikokapital

Knorr Capital will national und international auf Einkaufstour gehen

17.03.2000
MÜNCHEN (CW) - "Eine heftige Mutation" nennt Vorstandschef Thomas Knorr den Wandel seines Unternehmens von einer Beratungsfirma für Startups in Richtung Venture-Capital-Investor. Mit den Erlösen aus dem Beteiligungsgeschäft erzielte die Münchner Knorr Capital Partner AG im Geschäftsjahr 1999 rund zwei Drittel ihres Umsatzes in Höhe von 18,3 Millionen Euro.

In Zukunft möchte Knorr das Beratungsgeschäft sogar auf einen Anteil von zehn bis 20 Prozent am Gesamtgeschäft reduzieren und sich auf den momentan äußerst lukrativen Beteiligungssektor konzentrieren. Das seit April vergangenen Jahres im amtlichen Handel der Frankfurter Börse notierte Unternehmen konnte im Geschäftsjahr 1999 seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr von vier Millionen auf 18,3 Millionen Euro steigern, der Jahresüberschuss kletterte im gleichen Zeitraum von einer Million auf knapp vier Millionen Euro. Von den 33 Unternehmen, an denen Knorr Capital mittlerweile beteiligt ist, konnten fünf, darunter Heyde und Systematics, an die Börse geführt werden.

Gleich zweimal musste Knorr Capital seine Gewinnerwartungen für den Bilanzzeitraum nach oben korrigieren. Dies sei keine falsche Bescheidenheit oder fehlerhafte Berechnung gewesen, sondern eher eine "sehr konservative" Selbsteinschätzung, betonte der Firmenchef auf der Bilanzpressekonferenz in München. Mit den Prognosen für die kommenden zwei Jahre sei man nicht mehr ganz so vorsichtig. Lediglich die Berechnungen für das Steueraufkommen wertet Knorr als "worst case scenario", denn die Pläne der Bundesregierung, künftig den Verkauf von Beteiligungen nicht mehr zu besteuern, seien hier noch nicht berücksichtigt worden. Da der Beratungszweig künftig in eine eigene Tochter ausgegliedert wird, steht zu vermuten, dass Knorr Capital mit seinem Beteiligungsgeschäft eine erhebliche Steuer-ersparnis ins Haus steht.

Notierung an der New Yorker Börse geplantDoch das sind eher kleine Fische in den Planungen des Unternehmens. Die Strategie der Münchner zielt auf eine internationale Expansion. Zur Zeit verfügt Knorr Capital über Niederlassungen in Frankfurt am Main, Zürich und Tel Aviv. Der nächste Schritt zielt nun in Richtung USA. Die Gerüchteküche um die Übernahme eines amerikanischen Venture-Kapitalisten brodelt bereits seit längerem, nach Knorrs Darstellung stehe man kurz vor Abschluss der Verhandlungen, konkrete Angaben könnten jedoch noch nicht gemacht werden. Als sicher gilt lediglich, dass es sich bei dem Kandidaten um eine börsennotierte Firma handelt, die "exakt das gleiche Kerngeschäft" wie Knorr Capital habe, ließ sich der Vorstandschef aus der Reserve locken.

Auch im Inland will Knorr künftige Übernahmen nicht ausschließen. Angeblich hätten kleinere Konkurrenten bereits Interesse signalisiert. Die für die Expansion sowie das kapitalintensive Beteiligungsgeschäft benötigten Mittel sollen über die Ausgabe neuer Aktien beschafft werden. Der vom Aufsichtsrat genehmigte Finanzrahmen in Höhe von 2,7 Millionen Euro werde jedoch vorausichtlich nicht voll ausgeschöpft. Allein im laufenden Jahr rechnen die "Finanzarchitekten", wie sich das Unternehmen selbst bezeichnet, mit mindestens sechs Börsengängen von Beteiligungsfirmen. Knorr Capital selbst plant den Wechsel vom amtlichen Handel an den Neuen Markt in Frankfurt - jedoch nicht vor 2001 - sowie ein Listing an der New Yorker Nasdaq.